Gesichter der JuBis: Johanna Grassegger

Die Bildungsreferentin ist an der JuBi Hindelang für Klimaschutz und Nachhaltigkeit zuständig

Wir Menschen leben weit über die Belastungsgrenzen unseres blauen Planeten hinaus. In Deutschland zum Beispiel wirtschaften wir, als hätten wir die Ressourcen von drei Erden zur Verfügung! Als Folge bekommen wir die Auswirkungen des menschengemachten Klimawandels immer deutlicher zu spüren – vor allem im Alpenraum steigen die Temperaturen überproportional. Die Jugend des Deutschen Alpenvereins hat sich daher in einem Positionspapier vergangenen Herbst dazu verpflichtet, nachhaltige Wege für einen respektvollen Umgang miteinander und mit unserer Umwelt zu gehen, die Regenerationsfähigkeit der ökologischen und sozialen Ressourcen sicherzustellen und die negativen Effekte unseres Handelns auf Mensch und Natur zu reduzieren. In der Jugendbildungsstätte Hindelang der JDAV wurde eine eigene Stelle für Klimaschutz und Nachhaltigkeit geschaffen, die seit Februar 2020 von Bildungsreferentin Johanna Grassegger besetzt ist.

Liebe Johanna, welche Aufgaben und Ziele hast Du an der JuBi Hindelang?

Johanna: Nachhaltigkeit hatte bereits vor meiner Zeit einen hohen Stellenwert in der JuBi, daher ist eine gute Basis vorhanden, auf der ich aufbauen kann. Dies wurde auch durch unsere aktuelle CO₂ – Bilanz sichtbar. Neben dem Positionspapier und Beschlüssen des JuBi-Beirats habe ich bei meiner Arbeit immer die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDG’s) sowie die Dringlichkeit des Klimaschutzes im Blick. Zum einen schaue ich, wie unser Bildungshaus generell nachhaltiger agieren kann. Das heißt, ich drehe gemeinsam mit meinen Kolleg*innen an den Stellschrauben der Zukunft und beleuchte die einzelnen Bereiche genau, um diese weiter zu optimieren: Wie kann unsere Verpflegung noch klimaschonender, fairer und (bio)regionaler organisiert werden? Wodurch können wir bei der An- und Abreise von Gästen und Mitarbeitenden Emissionen senken und Anreize für „grüne Mobilität“ schaffen? An welchen Stellen können wir Ressourcen sparen oder mehr erneuerbare Energie erzeugen? Neben konkreten Maßnahmen im Haus, die schrittweise umgesetzt und sichtbar gemacht werden, soll naturverträgliches, umwelt- und klimaschonendes Verhalten als Bestandteil all unserer Bildungsangebote noch stärker verankert werden. BNE (Bildung für nachhaltige Entwicklung) wird in der JuBi sichtbar und erlebbar gemacht, wobei hier der Schwerpunkt auf naturverträglichem Bergsport liegt.

So wie Du davon erzählst, merkt man, dass Du mit ganzem Herzen dabei bist!

Johanna: Ja, ich bin schon immer am liebsten in den Bergen unterwegs und es ist mir ein Herzensanliegen, diesen Naturraum zu schützen und für die nachfolgenden Generationen zu erhalten. Als Jugendbildungsstätte haben wir eine Verantwortung und Vorbildrolle, die wir in Bezug auf Umwelt- und Klimaschutz wahrnehmen möchten. Auch in meinem persönlichen Alltag versuche ich möglichst nachhaltig zu leben und diese Haltung somit authentisch zu vermitteln. Dabei fällt mir auf, dass viele Menschen Klimaschutz direkt mit Verzicht gleichsetzen oder aufgrund der beängstigenden Prognosen resignieren. Es ist mir ein besonderes Anliegen, Jugendlichen (ohne Zeigefinger) zu zeigen, dass jede*r einen Beitrag leisten kann und sich dieser nicht nur positiv aufs Klima – sondern auch auf uns persönlich – auswirkt. Ich freue mich sehr darüber, mich dieser Aufgabe hauptberuflich widmen zu können.

Was hast Du denn vorher hauptberuflich gemacht?

Johanna: Als Erlebnispädagogin und Psychologin bin ich seit Jahren in der Jugendarbeit tätig. Mein Fokus liegt hierbei auf der Stärkung von Naturbeziehung sowie Team- und Persönlichkeitsentwicklung. Ehrenamtlich habe ich mich vor allem in der österreichischen Alpenvereinsjugend auf verschiedenen Ebenen für Inklusion und Integration engagiert. In den letzten zweieinhalb Jahren betreute ich Personen mit chronischen psychischen Erkrankungen in einem sozialpsychiatrischen Wohnhaus; davor unterstützte ich junge Menschen mit Beeinträchtigungen in einer Bildungseinrichtung zur Gleichstellung und Eingliederung ins Berufsleben. Mein großes Interesse am Thema Nachhaltigkeit konnte ich in all meine Tätigkeiten einfließen lassen und durch unterschiedliche Weiterbildungen vertiefen.

Du hast ja in einer Zeit angefangen, in der die Jugendbildungsstätte wegen Corona geschlossen werden musste. Wie hast Du diese Zeit erlebt?

Johanna: Privat war diese Zeit durch die Grenzschließung zwischen Deutschland und Österreich herausfordernd, da mich die JuBi der JDAV vom fernen Graz ins Allgäu gezogen hat. Nach meinem Umzug war durch die Reiseeinschränkungen deutlich zu spüren, dass ich nun in einem anderen Land wohne. In der JuBi selbst war mein Einstieg durch die ausbleibenden Gäste recht still. Wir konnten die coronabedingte Phase ohne Belegung jedoch bereichsübergreifend dafür nutzen, uns intensiv Maßnahmen zum Klimaschutz zu widmen, da hierfür im laufenden Betrieb oft die Zeit fehlt. Meine Kolleg*innen haben mich tatkräftig dabei unterstützt.

Was steht als nächstes bei Dir an?

Johanna: In Zusammenarbeit mit meinen Kolleg*innen arbeite ich intensiv daran, Klimaschutz in der JuBi als Querschnittsaufgabe weiter zu verankern und diesbezüglich Maßnahmen umzusetzen, um unsere Emissionen zu verringern. Beispielsweise möchten wir unsere grüne Mobilität unserer Arbeitswege sowie der Gäste erhöhen. Als Anreiz führen wir gerade einen Wettbewerb durch, bei dem bereits 13 Mitarbeitende in verschiedenen Teams ihren Arbeitsweg zur JuBi mit dem Rad zurücklegen. Teilweise handelt es sich dabei um eine Strecke von 80 Kilometern pro Tag! Neben dem großen Thema Mobilität widme ich mich gemeinsam mit unserer Hauswirtschaftsleitung seit Beginn intensiv dem Thema nachhaltige Ernährung. Hier konnte auch schon einiges in die Praxis umgesetzt werden; unsere Ziele werden Schritt für Schritt weiterverfolgt.  Privat geht es nächste Woche auf eine einfache Selbstversorgerhütte in der Steiermark – damit ich die Berge nicht nur sehnsuchtsvoll vom Bildungsbüro aus betrachte! 🙂

Information

Jugendbildungsstätte der JDAV
Johanna Grassegger | Bildungsreferentin
Jochstraße 50
87541 Bad Hindelang
E-Mail: johanna.grassegger@jubi-hindelang.de
www.jubi-hindelang.de