Die Teamer*innen in der Jubi Unterfranken

In unserer kleinen Reihe wollen wir einen Überblick über das Aufgabenspektrum der Teamer*innen geben, die an unseren Jugendbildungsstätten tätig sind und dort wertvolle Arbeit leisten. In jedem unserer Häuser ist das Aufgabenfeld ein bisschen anders und hat je nach Einrichtung unterschiedliche Schwerpunkte. Und weil uns das Internet auch nicht wirklich weitergeholfen hat, haben wir uns aufgemacht und die Teamer*innen und Leiter*innen der JuBis einfach selbst befragt. Denn mit der Wikipedia-Aussage “Als Teamer (von englisch Team) werden Personen bezeichnet, die Schulungen durchführen oder Gruppen betreuen und anleiten“ wollten wir uns nicht zufrieden geben 🙂  Diesmal waren wir in Würzburg an der Jugendbildungsstätte Unterfranken und haben mit Stefan, dem Leiter der JuBi und den Teamer*innen und Laura, Lara und Mohammed gesprochen.

Stefan Lutz-Simon, Leiter der Jugendbildungsstätte Unterfranken, beschreibt „seine“ Teamer*innen so:

Was sind die Aufgaben von Teamer*innen in der Jugendbildungsstätte Unterfranken?
Migrationspädaogisches Team verrät schon über seinen Namen viel, worüber wir uns gemeinsam den Kopf zerbrechen. Es besteht aus Menschen mit und ohne Diskriminierungserfahrungen im Zusammenhang mit Migrationsphänomenen. Das ist nicht einfach so daher gesagt, sondern fordert von unseren Teamer*innen ab, an sich selbst zu arbeiten. An der Frage, was für sie Zusammenleben in Vielfalt und im Wissen um Rassismus und Diskriminierung bedeutet. Wir arbeiten immer in Tandems, so dass sich immer wieder zwei Menschen finden müssen, welche diese Gesellschaft aus unterschiedlichen Perspektiven sehen. Eine der Hauptaufgaben unserer Teamer*innen ist es, Perspektiven anderer hören und nachvollziehen zu können.“

Wie wird man Teamer*in?
Teamer*innen im Migrationspädagogischen Team haben die Basisausbildung Migrationspädagogik an der Jubi absolviert. Sie haben sich also mindestens 20 x 3 Stunden mit den verschiedensten Themen einer Migrationspädagogik auseinandergesetzt. Außerdem werden sie im Teamer*innenpool durch unsere Pädagog*innen begleitet und sammeln vor den ersten eigenen Einsätzen Erfahrungen als Co-Teamer*innen eines bereits erfahrenen Tandems.

Wie viele Teamer*innen gibt es in der JuBi?
Es gibt immer rund 15 bis 20 Teamer*innen, die im Durchschnitt 2 bis 4 Jahre bei uns sind. Viele davon studieren hier in Würzburg Soziale Arbeit oder ein Lehramt.

Was wäre die JuBi ohne Teamer*innen?
Unsere Seminar-Angebote an Jugendliche ab der 5. Klasse werden nahezu ausschließlich über unsere ehrenamtlichen Teamer*innen angeboten. Ohne diese könnten wir viele Maßnahmen nicht durchführen. Außerdem bereichern uns unsere Teamer*innen immer wieder mit ihren eigenen Erfahrungen aus ihrem Leben. Unsere Teamer*innen sind meist so zwischen 20 und 30 Jahren. Sie sind damit sehr nahe an Kindern und Jugendlichen und deren Erfahrungswelten. Damit bereichern sie auch unsere internen Diskussionen über Möglichkeiten und Wege einer rassismuskritischen Migrationspädagogik.

Was würdest Du der Wikipedia-Definition noch hinzufügen?
Oh jeh! Da sind die vielen Dinge, welche Teamer*innen erst mal zu solchen machen: Gruppen- und Gruppenprozesserfahrungen, Wissen um rechtliche Rahmenbedingungen, Da-Sein vor, während und nach einem Seminar, gemeinsame Abende mit Teilnehmer*innen erleben, sie immer wieder mal in anderen Momenten zu treffen, sich als Teamer*in im Team selbst kennenzulernen, sich auf andere verlassen zu lernen, Verantwortung übernehmen, auch mal ein Pflaster kleben etc. All diese „Skills“, wie man heute gerne sagt, sie fallen nicht vom Himmel und sie können auch nicht über das dicke Gruppenleiter-Handlexikon erlernt werden. Sie erfordern die Bereitschaft zur Reflexion, zum Feedback, zum Hinschauen und -hören und noch so viel mehr. Das wäre eine sehr gute Wiki-Beschreibung, würde sie die Erlebnisebenen, die Haltungs- und Reflexionsebenen einem Leser/einer Leserin nachvollziehbar machen. Allein mir fehlt der Glaube daran, dass man sich Teamer*in sein erlesen kann.

Gibt es sonst noch irgendwelche Besonderheiten?
Die Teamer*innen unserer Einrichtung bewegen sich auch im eigenen Leben oft an den Inhalten unserer Einrichtung entlang. Ob im Studium oder privat: Die Fragen, die wir mit jungen Menschen angehen, sind in der Regel auch die Fragen unseres Migrationspädagogischen Teams. Manche machen aus den Erfahrungen an der JuBi eine Profession und es ist schön, den einen oder die andere dann einige Jahre später wieder als Kolleg*in in der Arbeit mit jungen Menschen oder in der Migrationspädagogischen Arbeit wiederzutreffen. Jugendarbeit prägt und Jugendbildungsarbeit bildet auch jene, die sie selbst prägen.

Natürlich haben wir die Teamer*innen Laura, Lara und Mohammed selbst zu Wort kommen lassen 🙂

Teamer*in sein bedeutet für mich…

Mohammed: „… Freiheiten zu haben, um mit Kindern und Jugendlichen das zu machen, was sie bewegt – ohne zu große formale Einschränkungen. Ich habe Vertrauen in meine Kolleg*innen bei Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung von Seminaren. Das ist eine tolle Erfahrung. Wir sind miteinander im Gespräch und unterstützen uns gegenseitig. Wir arbeiten miteinander in Bewegung und diskutieren untereinander wie wir dazu beitragen können, dass Jugendliche und Erwachsenen miteinander und voneinander lernen.“

Lara: „… Verbindungen zwischen Menschen zu schaffen und Räume, in denen man über alles reden kann. Ich weiß, dass ich hier in einem Team arbeite, das einen weiter bringt und auf das ich mich verlassen kann. Die Themen der JuBi bewegen mich selbst und ich bin Teil eines dynamischen Bildungsprozesses.“

Laura: „…Engagement in der außerschulischen Bildung, Teamarbeit, Entwicklung in jedem Seminar/Workshop, Alternative zum Schulalltag bieten, Tabuthemen sichtbar machen und Schüler*innen motivieren, sich zu beteiligen.“

Lara und Mohammed wollen die Kinder und Jugendlichen darin bestärken, sich etwas zuzutrauen und sich selbst zu akzeptieren

Das möchte ich den Kindern und Jugendlichen, die ich betreue mitgeben…

Laura: „Dass wir uns für ihre Themen interessieren, dass jede*r einzigartig großartig ist mit all seinen*ihren Besonderheiten und dass es Spaß macht, Dinge zu hinterfragen; dass sie sich trauen dürfen, sie selbst zu sein.“

Mohammed: „Ihr seid gut so, wie ihr seid. Ihr werdet gebraucht und habt hier in der Jubi euren Platz.“

Lara: „Ihr habt so viele Stärken und könnt auf diese Stärken setzen. Traut euch was zu!“

Als Teamer*in habe ich diese prägende Erfahrung gemacht…

Laura: „Viele. Gerade erinnere ich mich eindrücklich an folgende: Zum Abschluss eines Klassentrainings haben wir eine „Honigdusche“ gemacht, also jeder*m einzeln positives Feedback zu den letzten 3 Tagen gegeben. Die Dankbarkeit und Freude und auch die Überraschung in den Augen der Jugendlichen war herzerwärmend, die Überraschung auch ein bisschen traurig…“

Mohammed: „Mir ist die Erfahrung wichtig, dass Lernen Spaß machen kann und dass die Kreativität unserer Methoden jungen Menschen hier Lernen auf eine ganz eigene Art möglich macht. An einer einzelnen Erfahrung kann ich das nicht festmachen. Das sind so viele…“

Lara: „Ich finde das auch schwer, auf eine Erfahrung herunter zu brechen, was ich hier erlebe. Da sind so viele Erfahrungen. Es ist ein tolles Gefühl ein Seminar abgeschlossen zu haben und zu wissen, was Kinder und Jugendliche bewegt. Es bleibt der Eindruck, Teil einer Gemeinschaft worden zu sein und etwas zusammen erreicht zu haben.“

An der Jubi Würzburg bin ich gerne Teamer*in, weil…

Lara: „…das Team hier toll ist, die Jubi für mich eine schöne Oase in Würzburg ist. Ich genieße die wertschätzende Atmosphäre. Man geht nach Hause und hat das Gefühl, etwas bewegt zu haben.“

Laura: „…ich die Arbeit im Team sehr schätze und die Atmosphäre sehr familiär und angenehm ist. Weil ich die Gespräche mit den Kolleg*innen sehr schätze. Die Herausforderung, die Erfahrung und das Wissen, das in dieser Einrichtung leben, ist sehr faszinierend und inspirierend.“

Mohammed: „…weil hier Menschen nicht nur reden, sondern auch wissen worüber. Hier sprechen wir über Dinge, über die sonst viel zu wenig gesprochen wird. Ich kann mich hier kreativ einbringen und fühle mich dabei auch sehr frei und gut durch die Kolleg*innen begleitet.“

Information

Jugendbildungsstätte Unterfranken
Stefan Lutz-Simon | Leitung
Berner Str. 14
97084 Würzburg
Mail: info@jubi-unterfranken.de
Web: www.jubi-unterfranken.de