“Als Teamer (von englisch Team) werden Personen bezeichnet, die Schulungen durchführen oder Gruppen betreuen und anleiten“. Ok, danke Wikipedia! Aber was heißt das nun genau? In unserer Reihe über die Teamer*innen möchten wir einen Einblick in das Aufgabenspektrum und die ganz persönlichen Erfahrungen der Teamer*innen an unseren Jugendbildungsstätten geben. Denn je nach Träger, Bildungsschwerpunkt oder der geographischen Lage unterscheiden sich diese von Haus zu Haus – und von natürlich Mensch zu Mensch! Diesmal kommen Franz-Xaver Geiger, der Leiter der Jugendbildungsstätte Windberg und danach seine Teamer*innen Marion Gräfe mit ihren Töchtern Vroni und Kathi zu Wort.
Franz-Xaver, welche Aufgaben haben die Teamer*innen der JuBi Windberg?
Die Teamer*innen konzipieren und bereiten persönlichkeitsbildende Seminare vor, die in der Regel mehrtägig und mit Übernachtungen geplant sind und führen diese Bildungsveranstaltungen mit den Teilnehmer*innen ( i.d.R. Jugendliche und Kinder, manchmal auch Jugendleiter*innen) durch. Wichtige Inhalte sind dabei „Orientierung im Leben, Sozialkompetenz, Nachhaltigkeit, Kompetenzen für Klassensprecher*innen und Tutor*innen. Dazu müssen sie fit sein mit den jugendlichen Themen und natürlich die Methoden so präsentieren, dass die Jugendlichen und Kinder gar nicht merken, dass sie so nebenbei sehr viel fürs Leben lernen. Letztes Wochenende machten sich 34 Teamer*innen fit dafür, Online-Seminare für Jugendliche im Distanz- oder Wechselunterricht so anzubieten, dass ähnliche Erfahrungen wie bei Präsenz-Veranstaltungen in Windberg möglich sind. Wenn sich feste Gruppen in Windberg anmelden, sind üblicherweise auch Betreuungspersonen dabei, die einen Teil der Aufsicht für Minderjährige übernehmen, ansonsten ist das auch Aufgabe der Teamer*innen.
Wie wird man Teamer*in?
Interesse an außerschulischer Jugendbildung, an Jugendlichen und Kindern, Teilnahme an zwei Teamer*innen-Ausbildungswochenenden, formale Sachen wie „Erweitertes Führungszeugnis“, Selbstauskunft und Verhaltenskodex Sexuelle Kriminalität, dann zwei bis drei Hospitationen bei den Seminaren mit Jugendlichen oder Kindern ….und schon kann man als Co-Teamer aktiv sein. Wenn dann noch die regelmäßige Teilnahme an den angebotenen – und schlussendlich kostenlosen – Fortbildungen dazukommt, dann wird das eine lange währende Freundschaft!
Wie viele Teamer*innen gibt es in der JuBi?
In normalen Jahren schicken wir etwa an knapp 100 Teamer*innen Weihnachtskarten raus. So viele Menschen sind also zumindest einmal im Jahr aktiv tätig als Referent*in, der Großteil jedoch viel viel öfter.
Was wäre die JuBi ohne Teamer*innen?
Sehr arm dran! Seit wir nach der Jahrtausendwende unsere Seminarangebote so umgestellt haben, dass wir dafür sehr viele Referent*innen benötigen und diese Menschen auch selbst dazu ausbilden, sind wir extrem auf unsere Teamer*innen angewiesen. Die Schulen beziehungsweise Klassen buchen ihre Seminare schon drei bis vier Jahre im Voraus. Da wissen manche Teamer*innen noch nicht mal, dass sie dann etwas studieren werden, das durch die Seminartätigkeit in Windberg sehr bereichert werden wird.
Was würdest Du der Wikipedia-Definition noch hinzufügen?
Die Wikipedia-Definition stimmt zu 100 Prozent. Hinzufügen würde ich, dass sich diese Teamer*innen in Windberg (inkl. Kloster Ensdorf und Fachstelle Schüler*innen des BJA Regensburg) als Team und Gemeinschaft verstehen, und dass sie sich gegenseitig (und auch uns Hauptberufliche) sehr bereichern. Unser „PG-Wohnzimmer“ im Personalgebäude mit unserer Praktikant*innen-WG ist dazu sehr, sehr wichtig. Auch würde ich ergänzen, dass besonders die studentischen Teamer*innen sich beim Teamen für den Beruf und für Leitungsjobs so nebenbei im „Learning-by-doing“ wichtige Kompetenzen aneignen, die man sich im Studium trotz aller Anstrengung nicht aneignen kann.
Gibt es sonst noch irgendwelche Besonderheiten?
Selten, aber manchmal doch, sind bei uns gleich mehrere Mitglieder einer Familie aus mehreren Generationen tätig. Das bringt besonderen Pep in die JuBi Windberg. Ich danke ihnen und allen anderen Teamer*innen – schön, dass ihr unsere Bildungsarbeit so sehr erdet und bereichert!
Eine Teamer*innen-Familie? Das ist nun wirklich etwas Besonderes 🙂 Und wir haben das große Glück, dass Marion und ihre beiden Töchter Vroni und Kathi spontan zugesagt haben, unsere Sätze an die Teamer*innen zu vervollständigen.
Teamer*in sein bedeutet für mich…
Marion: … zuhören, ein Lächeln schenken, auf Lösungen warten können, neugierig bleiben und viel lachen.
Vroni: …zu wissen, dass man nie alles wissen kann. Teamen ist ein Geben und Nehmen, man bekommt von jedem Kurs irgendetwas zurück, lernt etwas Neues, probiert etwas aus, entwickelt sich weiter. Teamerin sein heißt für mich offen sein für alles, was mir gegeben wird.
Kathi: … von und mit Menschen lernen, über den eigenen Tellerrand sehen, sich immer wieder auf neue Situationen einlassen und einstellen, Spontaneität und Lachen.
Das möchte ich den Menschen, die ich betreue, mitgeben:
Marion: Ihr seid wertvoll!
Vroni: Diversität ist wunderschön und hat so viele Seiten und Facetten wie es Menschen gibt. Jeder ist „irgendwie anders als die anderen“ und keiner ist allein damit.
Kathi: Hauptsächlich ein gutes Gefühl sowie kleine Denkanstöße, manche zur Normalität gewordenen Dinge und Gewohnheiten für sich selbst auf Richtigkeit zu hinterfragen. Und dass jeder Mensch so wertvoll ist, wie er ist und jede*r Einzelne etwas Besonders in sich hat.
Als Teamer*in habe ich diese prägende Erfahrung gemacht:
Marion: Oft reagieren als schwierig geltende Jugendliche hier anders, da das Umfeld anders ist. Daraus ergeben sich viele besondere Momente für den Jugendlichen, aber auch für mich als Teamerin. Bei jeder Begegnung lerne ich dazu, dafür bin ich dankbar.
Vroni: Vor ein paar Jahren hat sich eine Teilnehmerin mir gegenüber in der Pause als lesbisch geoutet und mich um Rat gefragt, ob sie das ihrer Klasse sagen sollte. Ich kann mich immer noch sehr genau daran erinnern, weil mir diese Art von Vertrauen, die mir in diesem Gespräch entgegengebracht wurde, so viel bedeutet hat. Es hat für mich noch einmal verdeutlicht, welche Verantwortung wir den Teilnehmenden gegenüber haben.
Kathi: Ich persönlich lerne immer wieder neu, dass man nicht alles allein schaffen muss und – so klischeehaft und kitschig sich das auch anhören mag – im Team oft vieles leichter ist und es total in Ordnung ist, sich Hilfe zu suchen und diese anzunehmen.
In Windberg bin ich gern Teamer*in, weil…
Marion: … so viele wunderbare Menschen zusammenhelfen, um den Kindern und Jugendlichen ein angenehmes „nachhaltiges“ Erlebnis zu schenken.
Vroni: …an Windberg als Ort für mich unglaublich viele wunderschöne Erinnerungen an Menschen und Momente hängen. Ich komme deswegen immer wieder gern hierher zurück und hoffe, anderen Menschen auch solche Erinnerungen schenken zu können.
Kathi: …Windberg fast wie nach Hause kommen ist. Ich habe hier ein Jahr lang fast jeden Tag verbracht und dabei unglaublich viele prägende Erfahrungen gemacht und Erinnerungen geschaffen. Das Wichtigste und Wertvollste am Teamen in Windberg sind jedoch die Menschen, die dahinter stehen und eine unglaubliche Wohlfühlatmosphäre für alle Ehrenamtlichen schaffen. Sie geben einem immer das Gefühl, nie mit seinen Erlebnissen allein zu sein.
Weil wir es so spannend finden, dass eine ganze Familie teamt und neugierig geworden sind, wie die drei das machen und ob es sich mit Familienmitgliedern anders teamt als mit „normalen“ Kolleg*innen, werden uns Marion, Vroni und Kathi demnächst ein Interview geben. Das wird natürlich auch hier veröffentlicht. Erst einmal muss Kathi noch ein paar Prüfungen hinter sich bringen – dafür wünschen wir viel Erfolg!
Informationen
Jugendbildungsstätte Windberg – Umweltstation
Pfarrplatz 22
94336 Windberg
Telefon: 09422-824-200
www.jugendbildungsstaette-windberg.de