Lernlabor „Mensch, Du hast Recht(e)!“ in der JuBi Babenhausen eröffnet

Eine Wanderausstellung zu Rassismus, Diskriminierung und Menschenrechten

Den Eröffnungstag für die Wanderausstellung „Mensch, Du hast Recht(e)!“ hatte Michael Sell, Leiter der Schwäbischen Jugendbildungs- und Begegnungsstätte Babenhausen mit Bedacht gewählt. Einen passenderen Tag als den 9. November könne man in Deutschland dafür kaum finden, so der JuBi-Leiter. Für ihn sei dieser Tag ein würdiger Gedenktag für die Menschenrechte. 1918 sei an diesem Tag die Demokratie und das allgemeine Wahlrecht ausgerufen und der erste Weltkrieg beendet worden. Zwanzig Jahre später, im Jahr 1938, wurden die Menschenrechte am gleichen Tag mit der Reichspogromnacht mit Füßen getreten und im Wortsinne verbrannt, als jüdische Einrichtungen und kritische Bücher in Flammen aufgingen. 1989 wurde am 9. November die innerdeutsche Mauer geöffnet und mit dem Mauerfall auch die Freiheit gefeiert.

Zur Ausstellungseröffnung in der JuBi waren neben einer 9. Jahrgangsklasse der „Anton Fugger“-Realschule auch die Geschichtslehrerin Laura Steber, Mittelschul-Rektorin Catharina Freudling, Grundschulrektor Wolfgang Schiersner und Bürgermeister Otto Göppel gekommen. JuBi-Leiter Michael Sell und Bildungsreferentin Uta Manz führten durch die Ausstellung.

„Wie funktioniert Diskriminierung?“
Die Ausstellung, zusammengestellt und konzipiert von der Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt gemeinsam mit der „Aktion Mensch“, benennt zwar keines dieser Ereignisse ausdrücklich. Und doch setzt sie sich in vorbildlicher Art mit den Themen hinter diesen drei historischen Daten, nämlich Rassismus, Diskriminierung und den Menschenrechten auseinander. Das Publikum – und das gilt ausdrücklich nicht nur für Jugendliche sondern auch für Erwachsene – wird dabei herausgefordert, irritiert und aktiviert. An zahlreichen Stationen werden die Betrachter aufgefordert, über Urteile, Vorurteile, Identitäten und Zuschreibungen nachzudenken.

„Wie und in welcher Welt will ich leben?“
Im Unterschied zu anderen wohlmeinenden Demokratie-Lehrmitteln zeichnet sich das interaktive Lernlabor durch eine Alltagsnähe aus. Dem so oft beschworenen „Wir“ in der Gesellschaft stellt sie unterschiedliche Interessen und Bedürfnisse von Menschen entgegen. Die Menschlichkeit einer Demokratie und das Zusammenleben darin müsse sich auch am Umgang mit Andersartigkeit und unterschiedlichen Bedürfnissen messen lassen. Neben dem Mehrheitsentscheid gibt es noch andere Formen der Entscheidungen wie beispielsweise den Konsens oder den Kompromiss. Wie geht die Gesellschaft mit Minderheiten um?

Mahnung an Politik und Medien
Die mediale Berichterstattung wird von „Bild“ bis „Spiegel“ auf diskriminierende Praxis hin untersucht und dargestellt. Bilder und Texte zeigten oft nur eine von vielen Perspektiven. Die Ausstellung fordert auf, Nachrichten und Berichte im TV, Radio und der Presse kritisch zu lesen. Im Begleitheft zur Ausstellung heißt es dazu: „Nicht immer, aber sehr oft sind Berichte mit Vermutungen und Behauptungen gemacht, die dann wiederum als Wahrheit angenommen werden.“  Sie fordert das Publikum auf, nicht nur ein Medium als Informationsquelle zu nutzen, um sich eine Meinung zu bilden. Auch wenn sich die Ausstellung eindeutig gegen Rechtsextremismus positioniert, werden Politiker und Anhänger der demokratischen Parteien ermahnt, dass Diskriminierung auch solcher Haltungen keine Auseinandersetzung ersetzt. | Text & Foto: Tom OTTO

Die Ausstellung ist noch bis zum 8. Dezember 2022 in der Turnhalle der JuBi zusehen Der Besuch der Ausstellung ist kostenfrei für Schulklassen, Jugendgruppen und Einzelpersonen Mo – Fr 9,00 – 13,00 und 14,00- 16,00 mit Anmeldung. Nach Absprache sind auch individuelle Termine möglich (jubi@jubi-babenhausen.de oder 08333/92060)

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