Waldmünchen: Fachtagung EINmischen – MITmischen

Die Workshop-Leiter_innen: Erik Weckel (Agentur für Erwachsenen- und Weiterbildung Niedersachsen), Kathrin Freier-Maldoner (Koordinierungszentrum deutsch-tschechischer Jugendaustausch Tandem), Ulrike Maqua (Franziskanisches Bildungswerk), Susanne Socher (Mehr-Demokratie e. V.) sowie Ulrich Ballhausen und Alois Nock.

Politische Bildung und Demokratiebildung waren die Themen der Fachtagung EINmischen! MITmischen!, zur der die Jugendbildungsstätte Waldmünchen und der Bezirksjugendring Oberpfalz am Ende Oktober knapp 50 Ehren- und Hauptamtliche aus der Jugendarbeit begrüßen konnten. Im Fokus stand die Frage nach der pädagogischeb Begleitung von Kindern und Jugendlichen zu mündigen, selbstbewussten und handlungskompetenten Menschen in einer demokratischen Gesellschaft.

„Demokratie muss errungen, gelernt und immer weider gesichert werden“

Hauptreferent war Ulrich Ballhausen, lange Jahre selbst Bildungsreferent an der Jugendbildungsstätte und Experte für politische Bildung. Nach der Begrüßung durch Jugendbildungsstätten-Leiter Alois Nock und Philipp Seitz, Vorsitzender des Bezirksjugendrings Oberpfalz, stieg Ulrich Ballhausen  in das Thema ein und betonte, dass Vorurteile und bestimmte Verhaltensmuster nicht erst im Jugendalter, sondern oft schon mit acht Jahren verfestigt werden. Demokratie müsse errungen, gelernt und immer wieder gesichert werden, dies sei der gravierende Unterschied zu anderen Regierungsformen, so Ballhausen. Politische Bildung müsse Bezüge herstellen: Wenn es innerhalb einer Gruppe funktioniert, aber außen herum alles ausgegrenzt ist, sei das Ziel verfehlt worden. Eine demokratische Gesellschaft würde nach mündigen Menschen verlangen, also nach aufgeklärten Menschen, die sich ohne die Leitung durch einen anderen des eigenen Verstandes bedienen, so der Referent. Bildung zu mündigen Menschen sei der Hauptpart, die vorrangige Aufgabe der politischen Bildung. Bildung darf nicht so verstanden werden, dass jeder für sich ein Zertifikat für sein berufliches Weiterkommen erlangt.

Ulrich Ballhausen , Leibniz Universität Hannover, Institut für Didaktik der Demokratie

Ballhausen erläuterte seine Aussagen mit Beispielen aus der Praxis: Eine Mithilfe in der Suppenküche ist richtig und wichtig, politische Bildung bedeutet, dass man dabei überlegt, wie die Lebensbedingungen so gestaltet werden können, dass es keine Suppenküche mehr braucht. Er brachte es auf den Punkt: „Politische Bildung soll politische, gesellschaftliche und demokratische Kompetenzen fördern und dabei Kritik-, Urteils- und Handlungskompetenz im Fokus haben.

Aus dem Artikel 1 unseres Grundgesetzes, „die Würde des Menschen ist unantastbar“, könne man alles ableiten: Es sei nicht die Würde des deutschen Staatsbürgers gemeint, auch nicht die Würde des Mannes oder des Erwachsenen, sondern die Würde aller Menschen.
Der Referent bat darum, Kindern und Jugendlichen zu ermöglichen, dass sie das „Sprechen lernen“, ihre Meinung kundtun dürfen und eine Chance zur Beteiligung haben. Der Demokratieprozess bestehe nicht nur aus der Abstimmung, so Ulrich Ballhausen, vorher müsse viel passieren: Diskussion, Besprechung von Alternativen, Zulassen von anderen Ideen, Zeit zum kritischen Reflektieren. Er wünsche sich, dass sich Menschen kritisch und konstruktiv mit der bestehenden Gesellschaft auseinandersetzen und zu ihrer Verbesserung beitragen und damit ein Gespür für Gerechtigkeit und Ökologie entwickeln und in einer Welt voller Umbrüche soziales Lernen üben.

Drei Aspekte der Demokratie

Demokratie ist als Staatsform eine historische Errungenschaft, gibt als Gesellschaftsform den Maßstab für für die Entwicklung der Zivilgesellschaft, regelt als partizipativ gestaltete Lebensform den menschlichen Umgang miteinander und das praktische Handeln im Alltag

Ulrich Ballhausen
1990 – 1997 Bildungsreferent für politische Bildung an der Jugendbildungsstätte Waldmünchen, 1994 – 1997 Leiter eines Bundesmodellprojektes zur Arbeitsgesellschaft, 1997 – 2012 Aufbau und Leitung der Europäischen Jugendbildungs- und -begegnungsstätte Weimar, aktuell Mitarbeiter der Leibniz Universität Hannover, Institut für Didaktik der Demokratie

Mehr Informationen: 

Susanne Nock
Projektmanagement Jugendwohngruppen, Öffentlichkeitsarbeit
Jugendbildungsstätte Waldmünchen der KAB & CAJ gGmbH
Schloßhof 1 – 93449 Waldmünchen
susanne.nock@jugendbildungsstaette.org