Starkes Trio für die außerschulische Bildung

Die Teamerinnen-Familie der JuBi Windberg

In unserer Reihe über die Teamer*innen an den 12 Jugendbildungsstätten in Bayern sind wir in Windberg auf etwas Besonderes gestoßen – eine Teamerinnen-Familie! Und weil uns die Neugier gepackt hat, wie es denn dazugekommen ist, haben wir Marion, Vroni und Kathi noch einmal mit ein paar Fragen löchern dürfen 😊

Hallo ihr drei, schön, dass ihr euch nochmal die Zeit für ein Interview nehmt! Für alle, die euch noch nicht kennen und den Teamer*innen-Artikel noch nicht gelesen haben – wollt ihr euch kurz vorstellen?
Vroni: Ja gerne! Ich bin Vroni Gräfe. Zusammen mit meiner Mama Marion und meiner jüngeren Schwester Kathi teame ich seit vier Jahren in der Jugendbildungsstätte in Windberg. Ich bin 24 Jahre alt und mache derzeit eine Ausbildung zur Montessori-Pädagogin. Zuhause sind wir in Viechtach, das ist in Niederbayern, genau in der Mitte zwischen Cham und Regen.

Beim letzten Interview steckte Kathi gerade mitten in Prüfungen – ist alles gut gelaufen?
Kathi: Ja, sogar besser als erwartet, danke! Ich bin Kathi, 21 und ich bin aus dem Viechtacher Haus gerade ausgelagert. Ich studiere in Regensburg und zwar Regenerative Energietechnik und Energieeffizienz.

v.l.n.r.: Kathi, Marion und Vroni Gräfe

Zum Teamen gekommen seid ihr beide ja über eure Mutter – Marion, wie kamst Du nach Windberg?
Marion: Angefangen hat alles auf einer Jugendleiter-Fachtagung zum Thema Cybermobbing. Ich hab zu der Zeit eine Eltern-Kind-Gruppe betreut und war in diesem Zusammenhang zur Weiterbildung auf der Tagung. Bei einer Übung arbeiteten die Teilnehmer*innen in Zweierteams und ich bildete mit Franz-Xaver Geiger ein Team – dem Leiter der JuBi Windberg. Wir kamen ins Gespräch und er hat mich damals spontan gefragt, ob ich mir nicht vorstellen könnte, in Windberg zu teamen. Er hat mit so viel Herzblut und so viel Enthusiasmus davon gesprochen, dass er mich sehr neugierig gemacht hat.

Und dann hast Du gleich losgelegt?
Marion: Ich hab tatsächlich ziemlich bald den Ausbildungskurs für Teamer*innen gemacht, danach war aber erst noch mal Funkstille. Andere Sachen standen auf der Agenda: die Kinder waren ja noch jünger. Der Kontakt ist aber nie abgerissen und ein paar Fortbildungen später ging es dann los und ich habe hospitiert – bei einem Sozialkompetenztraining, das Franz-Xaver geleitet hat.

Wie hast Du das erlebt?
Marion: An den Kurs kann ich mich noch ganz genau erinnern! Ich war total begeistert, wie die jungen Menschen mit Augen und Ohren zughört ham und mit welcher Ausstrahlung und Ruhe er das Thema anging. Außerdem war ich inzwischen mit den Kindern quasi gerade aus dem Themenbereichen Eltern-Kind-Gruppe und Grundschule „herausgewachsen“ und das Teamen hat genau den Nerv getroffen, es hat einfach passt. Außerdem mag ich Herausforderungen.

Mittlerweile teamst Du selber seit Jahren – was macht für Euch gutes teamen aus?
Kathi: Gut klappt es dann, wenn man sich mit den Co-Teamer*innen gut versteht, flexibel genug ist, um individuell auf Einzelne in der Gruppe einzugehen und klar kommunizieren kann. Ob es „gutes teamen“ wirklich gibt, weiß ich nicht. Manchmal ist das, was die Gruppe gerade braucht nicht unbedingt das, was die Gruppe will. Mein Anspruch ist aber natürlich immer, dass die Teilnehmenden mit einem besseren Gefühl heimfahren, als sie angekommen sind!
Marion: Wenn eine Gruppe kommt, ist es mir erstmal wichtig, dass sie sich zuhause fühlt, dass Vertrauen da ist. Dann schau ich mir an, was die Gruppe zu bieten hat und was sie braucht. Das ist ganz anders als in der Schule: natürlich gibt es ein Thema beziehungsweise ein Programm bei den Kursen; Aber wenn ich merk‘, da schwelt ein Konflikt innerhalb der Gruppe, dann geb‘ ich dem Raum und schau, wie wir gemeinsam zu einer Lösung kommen. Mein Anspruch ist, dass ich die Gruppe begleit‘ und nix überstülp‘. Übungen werden reflektiert, damit die jungen Leut‘ wissen, warum die Aufgabe so war und wie sie mit dem Erlebnis weiter kommen.
Vroni: Das Schöne ist, dass man ja nie allein teamt, sondern immer zu zweit oder manchmal auch zu dritt. Man teamt immer im Wechsel und die andere Person beobachtet – und so findet man gemeinsam den besten Weg für die Gruppe. Diese Zusammenarbeit finde ich unglaublich wertvoll, vor allem, weil ja nicht nur unsere Teilnehmenden ganz verschieden sind, sondern auch wir Teamer*innen. So lernt man immer wieder was neues dazu oder wird auf Dinge hingewiesen, die sonst gar nicht auffallen würden.

Und wie seid ihr dann zum Teamen gekommen, Vroni und Kathi?
Vroni: Eigentlich bin ich ja durchs Teamen zum Teamen gekommen, wenn man da mal zurückschaut. Ich hab meine Mama als “Gastreferentin” zu einem Teamerabend in Windberg begleitet, weil sie da in der Faschingszeit einen Tanzkurs für die Teamer*innen veranstaltet haben und ich halt an Walzer und an Boarischen kann. Da war’s natürlich dann recht lustig und die Stimmung hat mir sofort gut gefallen, obwohl ich da ja niemanden gekannt habe. Ich hab an dem Abend den Johannes Biebl kennengelernt und meine wunderbare FÖJ-Zeit in Windberg hab ich eigentlich ihm zu verdanken. Ich hab ihm erzählt, dass ich ein Freiwilliges Soziales Jahr machen wollte und er hat mich ganz breit angegrinst und gemeint: „Hast du g’wusst, dass sowas ähnliches bei uns a gibt?“ Und dann ging es eigentlich ganz schnell, ich hab kurz mit meiner Mama diskutiert, ob es uns stört, wenn wir da beide rumhüpfen [lacht], und dann hab ich mich auch gleich beworben.
Kathi: Dadurch, dass wir früher mit dem Schulorchester schon zu Probentagen nach Windberg gefahren sind, war mir zumindest das Haus schon bekannt. Nach meinem Abschluss wusste ich noch nicht recht, wie es jetzt weitergehen sollte und habe mich deswegen für ein Freiwilliges Jahr entschieden, um herauszufinden, in welche Richtung es gehen soll. Ein Freiwilliges Soziales Jahr schien mir für mich nicht ganz das richtige, ich wollte eher was Ökologisches. Die Entscheidung war dann zwischen Windberg und dem Nationalpark und zum Schluss ist es dann Windberg geworden. Dass da schon zwei Gräfes rumlaufen, war eigentlich nicht wirklich ein Faktor in der Entscheidung, aber es war schon ein bisschen lustig, meiner Schwester die FÖJ-Kompetenzen abzunehmen.
Vroni: Da musste ich mich auch erst mal dran gewöhnen! Und nach dem FÖJ sind wir der JuBi beide als Teamer*innen treu geblieben 😊.

Teamt ihr denn auch mal gemeinsam?
Vroni: Ja, gelegentlich haben meine Mama und ich das schon gemacht, aber das kommt natürlich immer aufs Thema an – manche eignen sich gut und bei anderen ist es zu persönlich, wenn Mutter und Tochter gemeinsam teamen. Naturerlebnistage machen wir gern und oft zusammen, Tage der Orientierung teamen wir immer getrennt. Bei den TdOs kommen ja gerne mal sensible Themen auf, beim Thema „Liebe, Partnerschaft, Sexualität“ stell ich mir zum Beispiel die Mutter/Tochter-Konstellation ziemlich unangenehm vor. Deswegen ist es da einfach besser, wenn sich der Familien- und Arbeitskontext nicht mischen. Wir haben das in unserem „inneren Team“ gut abgesprochen und jeder respektiert da die Meinung des anderen.
Kathi: Ja, genau deswegen wahre ich da gern eine professionelle Distanz und teame eher nicht mit der Familie. Ich teame lieber TdOs und da ist das schon eher schwierig. Wenn man nur wenig älter ist als die Zielgruppe, muss man sich seine Autorität eh schon erarbeiten und dann ist es nicht förderlich, als „die Tochter von…“ gesehen zu werden. Wir hatten zum Beispiel auch im FÖJ die Situation, dass wir als Töchter dienstlich für unsere Mutter zuständig waren, ein dienstlicher „Rollentausch“ sozusagen. Das war natürlich für alle drei eine Entwicklung, sich in die neue Rolle hineinzufinden.

Habt ihr sonst noch irgendwelche Regeln vereinbart?
Marion: Wenn wir zum Beispiel nach einem Kurs gemeinsam heimfahren, dann nutzen wir die Fahrt noch zur Reflexion – an der Haustür ist aber damit Schluss. Ich musste das erst lernen, dass ich die Arbeitsthemen nicht mit nach Hause nehme und das wirklich trenne. Aber da hat als „Gegenpol“ mein Mann sehr geholfen, er hat uns im richtigen Augenblick gebremst und gefragt, ob es auch noch andere Themen gibt [lacht].
Vroni: Und wir gehen nicht offensiv damit um, dass wir eine Familie sind. In der Gruppe werden wir sowieso geduzt, daher fällt das auch eher selten jemandem auf. Und untereinander sagen wir dann „Frau Gräfe“ und Frau Gräfe“ [lacht]. Aber es ist natürlich auch kein Geheimnis – wenn uns jemand fragt, dann sagen wir natürlich schon, dass wir verwandt sind.

Wann ist euer nächster Einsatz, falls man das überhaupt schon sagen kann?
Marion:
Auch wenn man natürlich die Entwicklung abwarten muss, so planen wir gedanklich – innerlich hoffnungsvoll – an einer MäFrei, einer Ferienfreizeit nur für Mädchen. Und da werden wir dann tatsächlich alle gemeinsam teamen. Jeder betreut eine andere Altersgruppe und hat andere Zuständigkeiten, also haben wir nicht direkten Kontakt, aber im Großteam sind wir dann zusammen. Und ja, da freuen wir uns schon wirklich sehr drauf.

Dann drücken wir mal alle Daumen und klopfen auf Holz, dass die Mäfrei stattfinden kann! Vielen Dank an Euch drei für das spannende Interview!

Informationen

Jugendbildungsstätte Windberg – Umweltstation
Pfarrplatz 22
94336 Windberg
Telefon: 09422-824-200
www.jugendbildungsstaette-windberg.de