Persönlichkeiten der Jugendarbeit

Ein Mann der ersten Stunde: Nachruf auf Josef Hederer

 

Josef Hederer seinerzeit auf dem Jugendzeltplatz am Walchensee im Gespräch mit einem Kind im Zeltlager…

von Elisabeth Ternyik. Die Jugendarbeit nimmt Abschied von einem Mann der ersten Stunde: Josef Hederer (*25.06.1927   † 28.08.2019) wurde 1949 von den German Youth Activities in den Kreisjugendring München-Land delegiert. In der Zeit zwischen 1946 und 1949 hatte sich die US-Army zur Aufgabe gestellt, die deutsche Jugendarbeit zu demokratisieren.

In der gesamten amerikanischen Zone wurden GYA Centers eingerichtet, sie waren die Vorläufer der späteren Freizeitheime. Bei der GYA wurden pädagogisch interessierte Mitarbeiter gesucht, um sie beim Aufbau einer demokratischen Struktur einzusetzen. Josef Hederer meldete sich, da er später in den Lehrdienst wollte. Eine geordnete Lehrerausbildung war in dieser frühen Nachkriegszeit noch nicht vorhanden. Fast alle früheren Lehrkräfte waren Parteigenossen der NSDAP und mussten erst „entnazifiziert“ werden. Josef Hederer wurde Captain Hunter in Schleißheim zugeteilt. Dieser stellte für die Jugendarbeit Räume der ehemaligen Motorenwäscherei und des Offiziersclubs zur Verfügung. Hederer hatte die Idee, zusammen mit dem Kreisjugendring München-Land in diesen Räumen ein Kreisjugendheim zu schaffen. In Kombination mit einer Jugendherberge konnten Mobiliar, Betten, Decken etc. beschafft werden. Ein Zeitzeuge berichtet: „Die Steine für dieses Haus haben wir, die Jugendlichen, aus Trümmern von Flughafengebäuden herausgeholt. Unter Anleitung von Sepp Hederer und Erich Baier haben wir dieses Haus mit zwei Zimmern für uns selbst gebaut.“ Diese Arbeit im GYA-Freizeitheim kann als Geburtsstunde der Offenen Jugendarbeit im Landkreis München gewertet werden.

 

…und rund 60 Jahre später, im Jahr 2015 mit dem Vorsitzenden des Trägervereins, Balu Knedlik.

Im Jahr 1950 wählte ihn der KJR München-Land zum Vorsitzenden. Wenig später wurde er auch stellvertretender Vorsitzender des Bezirksjugendring Oberbayern und brachte in dieser Funktion das Jugendzeltlager am Walchensee mit auf den Weg. Bis 1965 war er im Kreisjugendring München-Land, neben seiner Rolle als Vorsitzender zusätzlich Jugendpfleger, hauptberuflicher Mitarbeiter, Leiter der Burg Schwaneck und Geschäftsführer. Schmunzelnd hat er über seine Aufgaben einmal gesagt: „Ich war ja alles“. Nebenbei studierte er Pädagogik und promovierte. 1956 zog er mit der Geschäftsstelle von Oberschleißheim in die Burg Schwaneck nach Pullach. Die Verbindung zwischen der Jugendarbeit und Josef Hederer riss nie ab. Gelegentlich setzte er sich aufs Rad und schaute mal nach, wie es um die Burg Schwaneck stand. 2015 besuchte er mit Weggefährten das Jugendzeltlager am Walchensee. Noch im hohen Alter war er diskussionsfreudig und strahlte eine Energie aus, die sein damaliges Durchsetzungsvermögen erahnen ließ. Wir verlieren mit Josef Hederer einen Garanten und Verfechter der Demokratie ­– einen Jugendarbeiter der ersten Stunde. Er hat uns gezeigt, wie Beharrlichkeit Berge versetzt. Wir würdigen sein herausragendes Engagement und danken ihm für seinen unermüdlichen Einsatz.

 

Information

Andreas Bedacht | Leitung Burg Schwaneck

Jugendbildungsstätte Burg Schwaneck
Burgweg 10
82049 Pullach
E-Mail: a.bedacht@kjr-ml.de
www.burgschwaneck.de