Persönlichkeiten der Jugendarbeit: Nachruf auf Willy Bäßler

Jugendsiedlung Hochland trauert um außergewöhnliches Vorstandsmitglied

Jugendarbeit lebt insbesondere von Menschen, die sich für die Belange von Kindern und Jugendlichen stark machen. Oft gehen Entwicklungen auf das besondere und herausragende Engagement einzelner Persönlichkeiten zurück, die einer Vision folgend, begeistern und mitreißen können. Eine solche Persönlichkeit war Willy Bäßler. Ihm verdankt unsere Jugendbildungsstätte Jugendsiedlung Hochland wesentliche und richtungsweisende Entscheidungen, die er als Mitglied im Vorstand seit 1977 und als Vorsitzender von 1983 bis 1999 verantwortungsvoll und mit Weitblick getroffen hat. 

Willy Bäßler wurde am 11. September 1942 geboren. Er besuchte die Grundschule und Hauptschule und begann anschließend eine Lehre bei der AOK zum mittleren Verwaltungsdienst, die er nicht beendete. Nach einer Tätigkeit im erzbischöflichen Jugendamt (1961/1962) besuchte er ab 1964 die höhere Fachschule für Sozialarbeit in München-Pasing und schloss diese Ausbildung vergleichbar mit heutigen Fachakademien erfolgreich ab. Ein Praktikum bei Karl Weigl (kommunaler Jugendpfleger in Bad Tölz und Jugendsiedlung Hochland) stellt die erste Verbindung zur Jugendsiedlung dar.

Zu seinen Aufgaben im Erzbischöflichen Jugendamt beim BDKJ (Bund deutscher katholischer Jugend) als Mitglied der Landjugend gehörte es unter anderem, die Pfingstzeltlager in Königsdorf zu betreuen. 1962 organisierte er erstmals ein Pfingstlager. Ab 1962 betreute er während seiner Zeit an der höheren Fachschule mehrmals ehrenamtlich Zeltlager an Pfingsten in Königsdorf. Zusammen mit Georg Wandinger unterstützte er Frau Antonia Wagenhuber mit Instandhaltungsarbeiten für das Zeltlager fortwährend. Später wurde er auch Lagerleiter in Sommermonaten und fand so immer mehr den Anschluss an die Jugendsiedlung.

Nach der sozialpädagogischen Ausbildung in München kam Willy Bäßler als einer der ersten kirchlichen Jugendpfleger in die Stadt Rosenheim zurück. In der dortigen Jugendstelle entstanden unter seiner Leitung unter anderem Zeltlager in Königsdorf. Als Jugendpfleger bekam er während der Amtszeit von Jugendpfarrer Wolfgang Wagner und BDKJ-Vorsitzendem Gotthard Dobmeier Anfang 1970er Jahre vom BDKJ den Auftrag, diesen und das erzbischöfliche Jugendamt im Vorstand des Jugendsiedlung Hochland e.V. zu vertreten. Die zu dieser Zeit stattfindenden sogenannten PULS-Lager der KJG prägte Willy Bäßler entscheidend mit; ein Handbuch dazu verantwortete er als Herausgeber redaktionell.

Willy Bäßler gehörte dem Vorstand der Jugendsiedlung Hochland seit Anfang der 1970er Jahre, ab 1977 als stellvertretender Vorsitzender und Vorsitzender des Vereins von 1983 bis 1999 an. Er prägte verantwortungsvoll die Entwicklung der Jugendsiedlung bei wegweisenden Entscheidungen.

Der Jugendzeltplatz heute

Um beispielsweise das Zeltlager durch eine ganzjährige Belegung wirtschaftlicher zu gestalten wurden unter der Mitwirkung von Willy Bäßler Anfang der 1980er Jahre die Blockhütten Jochberg, Benediktenwand und Herzogstand errichtet. Ebenso unterstützte in dieser Zeit Willy Bäßler im Vorstand die Idee von Rupert Frania, das deutlich in die Jahre gekommene „Haus Hochland“ zur Jugendbildungsstätte weiterzuentwickeln und mit dem Zeltlagerbetrieb zu vereinen. Der Verein veränderte sich dadurch Zukunft sichernd als anerkannter Träger der Jugendhilfe für eine Bildungseinrichtung. Der Landkreis und die Evangelische Jugend kommen in den Vorstand, um unter anderem durch diese strukturelle Vernetzung die Anerkennung zu einer Jugendbildungsstätte zu ermöglichen. Willy Bäßler war zu dieser Zeit neben seiner Tätigkeit im Vorstand der Jugendsiedlung auch Vertreter der Bezirksjugendringe im Landesvorstand des BJR und damit entscheidender Wegbereiter für diese richtungsweisende Entscheidung, der Jugendsiedlung Hochland den Auftrag der oberbayerischen Jugendbildungsstätte anzuvertrauen.

Beruflich war Willy Bäßler kirchlicher Jugendpfleger in Rosenheim, später Referent im erzbischöflichen Jugendamt. In Folge wurde er Geschäftsführer des Priesterseminars in München und anschließend Referatsleiter für Kindertagesstätten bei der Caritas. Für INVIA war Herr Willy Bäßler beratendes Mitglied des INVIA-Rates.

Zeitlebens auf seinen beruflichen Stationen und im Ruhestand setzte sich Willy engagiert für die Interessen von Kindern und Jugendlichen ein und befähigte sie durch altersspezifische Bildungsarbeit für ein selbstbewusstes und kreatives Leben.

Die Vereinsgründung des „Förderkreis der Jugendsiedlung Hochland e.V.“ war Willy Bäßler ein Herzensanliegen, das sich am 23. Juni 2009 erfüllte und dem er als Vorsitzender von der Gründung bis zu seinem Tod vorstand. Als Initiator des Förderkreises ist ihm immer wichtig gewesen, dass die Jugendsiedlung ihre eigene Geschichte und Herkunft kennt. Damit war es seine Idee, ein Archiv in der Jugendsiedlung aufzubauen, um die Historie, Beweggründe, Inhalte, Werte und Haltungen der bewegten Geschichte der Jugendsiedlung zu bewahren und für die Zukunft nutzbar zu machen.

Willy Bäßler starb am 14. Juni 2019 im Alter von 76 Jahren in München.

 

Informationen

Roland Herzog | Leitung und Betriebsleitung der Jugendsiedlung Hochland

Jugendsiedlung Hochland
Rothmühle 1
D-82549 Königsdorf

E-Mail: roland.herzog@jugendsiedlung-hochland.de
www.jugendsiedlung-hochland.de