Traurig und tief berührt nehmen die Jugendbildungsstätten Bayern Abschied von Josef Birzele. Mit großem Geschick und hoher Kompetenz leitete Bebbo unsere JuBi in Königsdorf von 1991 bis 2018. Er engagierte sich für den Aufbau der Jugendbildungsstätte und der Umweltstation in den 1990er Jahren und sorgte für die Etablierung der Einrichtungen der Jugendsiedlung Hochland in der oberbayerischen Jugendbildungslandschaft.
Josef Birzele wurde am 21. Dezember 1954 in Augsburg geboren. Seine Schulzeit und Jugend verbrachte er Neusäß u.a. bei den Pfadfindern der DPSG. Von 1984 bis 1987 war er Vorsitzender des KJR Augsburg – hieraus resultierten Freundschaften, die er bis zuletzt pflegte. Unter seiner Leitung wurden das Spielmobil und der Jugendaustausch mit der Mayenne in Frankreich etabliert. Er studierte Sozialpädagogik in Landshut, lernte dort seine Frau Maria kennen und war im Jugendzentrum in Neusäß (1981-1986) und in Folge als Bildungsreferent und stellv. Leiter in der Jugendbildungsstätte Babenhausen (1987-1990) tätig. Am 1. Februar 1991 übernahm er die Leitung der Jugendsiedlung Hochland in Königsdorf und verlegte seinen Lebensmittelpunkt zusammen mit seiner Familie bis zu seinem Ruhestand 2018 dorthin.
In den 1990er Jahren bereitete er wesentlich den Weg zur Anerkennung der Jugendbildungsstätte Königsdorf als eine der 12 Jugendbildungsstätten Bayern und deren bezirklichen Auftrag für Oberbayern. Der Verein „Jugendsiedlung Hochland“ sicherte dadurch seine Zukunft als anerkannter Träger der Jugendhilfe. Die erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Vorstand war immer durch gegenseitiges hohes Vertrauen und Wertschätzung geprägt. Ein besonderer persönlicher Schwerpunkt war die Umweltbildung. 1996 wurde unsere Umweltstation als eine der ersten anerkannten Umweltstationen in Bayern anerkannt. Dafür wurde Josef Birzele der Grüne Engel der bayerischen Staatsregierung für sein Engagement überreicht, weitere Auszeichnungen wie den Umweltpreis des Landkreises konnte er für die Jugendsiedlung entgegennehmen. Mit zwei Pädagogen und sieben freien Mitarbeitern wurden zum Start 30 Seminare im Jahr angeboten. Dies baute „Bebbo“ wie er stets genannt wurde, auf bis zu 450 Seminare, 40 Mitarbeitende und über 100 freiberufliche Tätige aus.
Die Qualifizierung Ehrenamtlicher und die inhaltliche Gestaltung des Bildungsprogramms mit den Schwerpunkten „Basiskurse“, „Erlebnispädagogik“, „Kulturpädagogik (Fotografie und Zirkus)“ waren wesentlich von seiner Innovationskraft und Freude an der Bildungsarbeit geprägt. Die Fortbildung von Hauptberuflichen hat er durch die Zusatzqualifikationen und Lehraufträge an Hochschulen professionalisiert.
Die politische Bildung wurde durch Bebbo als zentrales Thema institutionalisiert. Die Jugendsiedlung soll ihre eigene Geschichte und Herkunft kennen. In dem Leaderprojekt „Demokratiewerkstatt“ mit einem Archiv fand diese Idee einen Rahmen, die Historie, Beweggründe, Inhalte, Werte und Haltungen der bewegten Geschichte der Jugendsiedlung zu bewahren und für die Bildung nutzbar zu machen.
Sein eigenes politisches Wirken in der Unabhängigen Bürgerliste und als Gemeinderat in Königsdorf sowie sein Engagement im Jugendhilfeausschuss, als Einzelpersönlichkeit im Kreisjugendring oder als Schriftführer im Verein zur Förderung der Kinder und Jugendlichen in Königsdorf e.V. verdeutlichen sein unermüdliches Engagement für die Jugendarbeit in der Region und ganz Bayern. So konnte er über Jahre hinweg die Jugendsiedlung auf verschiedenen Ebenen und mit zahlreichen Akteuren vernetzen – ein Beispiel von vielen ist die die „Lernende Region Tölzer Land“. Getragen wurde seine Arbeit von einem sehr wertschätzenden, konstruktiven und freundschaftlichen Miteinander mit dem Vorstand der Jugendsiedlung. In dieser offenen und kooperativen Zusammenarbeit konnte sich die Jugendsiedlung, mit seinen unterschiedlichen Angeboten, zu einer der innovativsten Einrichtungen für Kinder und Jugendliche in Bayern entwickeln. Mit seiner positiven Einstellung, seiner Überzeugungskraft und seiner Begeisterungsfähigkeit hat er viele wichtige und nachhaltige Impulse in Gang gesetzt, die weit über seine Zeit noch ihre Wirkung entfalten, für die ihm der Vorstand sehr dankbar ist. Es standen immer die Menschen und deren Anliegen im Mittelpunkt seines Handels.
Bebbo gelang es in seiner Zeit als Leitung die Jugendsiedlung wirtschaftlich stabil und zukunftssicher zu aufzustellen. Mit Hilfe zahlreicher öffentlicher Förderungen konnte so unter seiner Leitung die Gebäudestruktur im Zeltlagergelände zukunftssicher gestaltet werden. Jedes Gebäude auf dem Zeltplatz wurde in seiner Zeit als Leitung saniert, modernisiert und teilweise zeitgemäß umgestaltet. Die Modernisierung des Tagungshauses inkl. dem Bau der Hackschnitzelheizung war sicherlich die größte Herausforderung, bevor er 2018 in den verdienten Ruhestand wechselte.
Nachdem der Vorsitzende des Förderkreises Willy Bäßler 2019 sehr plötzlich verstarb, wurde Bebbo 2020 zum Vorsitzenden des Förderkreises gewählt. Die Geschicke des Vereins leitete er sicher über die Pandemie und blieb der Jugendsiedlung Hochland so weiterhin tatkräftig verbunden.
Die Jugendsiedlung Hochland, die Interessen der Kinder und Jugendliche und eine altersspezifische Bildungsarbeit war Bebbo ein Herzensanliegen, für die er sich mit seinem Leitspruch „Sachen klären, Menschen stärken, Handeln lernen“ bis zu seinem viel zu frühen Tod engagierte. Sein Name wird mit der Jugendsiedlung verbunden bleiben.
Bebbo Birzele starb am 31. Oktober 2022 im Alter von 67 Jahren, er hinterlässt seine Frau Maria und seine Tochter Anna.
Abschied
Das Gute fliegt jetzt davon
dorthin wo alles nicht immer
in die Vergangenheit fällt,
sondern täglich auf- und untergeht
wie die Sonne.
Erich Fried, 1921-1988
Information
Jugendsiedlung Hochland e.V.
Rothmühle 1
D-82549 Königsdorf
Telefon: +49 8041 7698-0
E-Mail: info@jugendsiedlung-hochland.de