Drei Wohngruppen mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen (UmF) betreut die Jugendbildungsstätte Waldmünchen derzeit. Nun haben die jungen Flüchtlinge erste Erfahrungen im Berufsleben sammeln können. Bereits in den Sommerferien haben Firmen der Umgebung den Jugendlichen eine Schnupperlehre ermöglicht.
Erste Erfahrungen in einer Waldmünchner Bäckerei.
Insgesamt 13 junge Männer besuchen aktuell bereits das zweite Jahr die Berufsschule in Waldmünchen und absolvieren hier ein „Berufsintegrationsjahr„. Auf dem Stundenplan steht überwiegend Deutsch, im jetzigen zweiten Jahr auch mit wesentlich mehr praxisbezogenen Inhalten wie z.B. Geographie, Sozialkunde oder Berufsorientierung. Die Sprachübungen sind bewusst nah an dem orientiert, was den Jugendlichen in Deutschland in Zukunft weiterhelfen wird: Welche Bundesländer gibt es, was sind die Hauptstädte, wie läuft das mit der Demokratie genau, wie heißen die Minister_innen auf Landes- und Bundesebene, was ist mit dualer Berufsausbildung gemeint und wie funktioniert das Schulsystem in Deutschland? All diese Fragen werden im Schulunterricht geklärt. In der jetzigen 11. Klasse wird zudem Mathe und Technik unterrichtet, hier momentan überwiegend Datenverarbeitung und beispielsweise die Benutzung von Word und Excel. Die Jungs sind auch schon fleißig am Üben und trainieren in der Wohngruppe das Zehn-Finger-System.
Die Praktika gehören zum Lehrplan in der 11. Klasse, geplant sind vier mal zwei Wochen im Schuljahr. Den ersten Block absolvierten vier Jugendliche als Kfz-Mechatroniker, zwei davon beim Autohaus Frech und zwei im Autohaus Cham; ein junger Mann war bei „Weber Max“ als Metzger-Praktikant, einer bei der Bäckerei Philipps, einer in der Küche der Jugendbildungsstätte und einer bei Bavaria Fire Fighting Solutions.
Bei der Auswahl der Praktikumsplätze war Kristina Weiß behilflich. Sie ist Pädagogin und fungiert im Rahmen der „anlassbezogenen Sozialarbeit“ als Bindeglied zwischen Berufsintegrationsklassen und Wohngruppe. Sie informierte die jungen Flüchtlinge vorab über die verschiedenen Berufe und war beim Erstgespräch in den Firmen dabei, die ein Lehrpraktikum angeboten haben. Während der Praxiswochen besuchten sie oder andere Betreuer_innen oder Lehrkräfte die Betriebe. Zum Ende der Praktika wurden Bewertungsbögen ausgeteilt, in denen die Ausbilder die Fähigkeiten der Jugendlichen einordnen konnten.
Die Pädagogin Kristina Weiss mit Abdikarim an seinem Praktikumsplatz an der Jugendbildungsstätte Waldmünchen
Kristina Weiß ist begeistert: Allen acht Jugendlichen wurden ausschließlich gute Ergebnisse bescheinigt, auch anfängliche Berührungsängste oder Bedenken, wie es mit der Sprache funktioniert, waren schnell aus dem Weg geräumt. Begeistert ist sie auch von der Entwicklung der Jugendlichen: „Die Sprachkenntnisse konnten deutlich verbessert werden, sogar richtig bayrische Wörter sind schon dabei.“ Abdikarim war beim Autohaus Cham und durfte dort schon beim Reifen wechseln helfen. „Die anderen Menschen waren sehr nett zu mir“, freut er sich. Er möchte auf jeden Fall Kfz-Mechatroniker werden, auch wenn die Berufsschule sicherlich nicht einfach wird. Farhan machte ein Praktikum als Bäcker. „Es war sehr schön, aber das frühe Aufstehen ist schon hart“, berichtet er. Für Kristina Weiß gehört das zum Konzept: „Die Jugendlichen müssen – genauso wie alle deutschen Jugendlichen in der Berufsfindungsphase – den Alltag kennen lernen und sich mit dem Ausbildungssystem auseinandersetzen. Es ist auch schön, wenn Kontakte außerhalb der Wohngruppe geknüpft werden.“ So kann Integration gelingen.
Betriebe, die gerne Praktikumsplätze für junge Flüchtlinge zur Verfügung stellen möchten, können sich gerne bei der Jugendbildungsstätte Waldmünchen melden.
Rückfragen bitte an:
Susanne Nock
Projektmanagement Internationale Jugendwohngruppe
Öffentlichkeitsarbeit
Qualitätsbeauftragte
Telefon +49 9972 9414-60
Jugendbildungsstätte Waldmünchen der KAB & CAJ gGmbH
Jugendbildungsstätte für den Bezirk Oberpfalz
Schloßhof 1 – 93449 Waldmünchen