Juleica-Grundausbildung – anders als sonst

Umstrukturierung der Ausbildung in ein kombiniertes Online- und Präsenzseminar

Sie ist so etwas wie der Führerschein der Jugendarbeit: Die Juleica. Der bundesweit einheitliche Ausweis für ehrenamtliche Mitarbeiter-innen in der Jugendarbeit dient zur Legitimation und als Qualifikationsnachweis der Inhaber*innen. Denn nur wer tatsächlich (ehrenamtlich) in der Jugendarbeit tätig ist, eine Erste-Hilfe-Ausbildung und natürlich eine Juleica-Ausbildung nach vorgeschriebenen Standards nachweisen kann, kann die Juleica beantragen.

Die Jugendbildungsstätten Bayern haben verschiedene Angebote zum Erwerb der Juleica im Programm – vor der Coronapandemie nahezu ausschließlich als Präsenzseminare. Auf der Burg Hoheneck beispielsweise werden die „Klassiker“, also Wochenseminare in den Faschings- und Herbstferien oder zwei Wochenendseminare jeweils im Januar und Februar beziehungsweise im Juni und Juli angeboten. Darüber hinaus bestehen Kooperationen mit den Jugendverbänden, im Zuge derer Teile der Juleica-Ausbildung von den Jugendbildungsstätten und Teile von den Verbänden abgedeckt werden.

Wie so viele Dinge ist aber auch die Juleica-Ausbildung dieses Jahr etwas anders als gewohnt. Als klar war, dass im Juni und Juli die Juleica nicht wie üblich durchgeführt werden kann, machten sich die verantwortlichen Pädagoginnen der JuBi Burg Hoheneck – Kathrin Merz, Kristin Bialas und Lisa Ehm – umgehend an die Umstrukturierung der Ausbildung in eine analog-digital Mischform. Zunächst wurden die Teilnehmer*innen kontaktiert, die sich bereits angemeldet hatten um sich einen Überblick zu verschaffen, ob diese sich auf das Experiment der Mischform einlassen würden. Als die Zustimmung aller vorlag, machte sich das Team an die Planung von Rahmenbedingungen und Themen gemäß der Vorgabe des BJR, zwei Drittel der Ausbildung als Online- und ein Drittel als Präsenzveranstaltung zu konzipieren.

Ablauf der Onlineteile

Die anspruchsvollste Aufgabe im Vorfeld war definitiv, die Themen auf digital zu trimmen. Über allem stand der Anspruch, die digitalen Seminare genauso abwechslungsreich und praxisnah zu gestalten wie die Präsenzworkshops. Zunächst wurde die Auswahl getroffen, welche Themen online möglich sind und welche weiterhin in der gewohnten Form abgehalten werden sollen. Die Pädagoginnen gingen dabei nach dem Ausschlussverfahren vor und wählten sorgsam die Bereiche aus, die nicht online sondern auf jeden Fall bei den Präsenzseminar bearbeitet werden sollten: Sexualstrafrecht, Infos zu und Umgang mit Sexualisierter Gewalt, Führungsstile und Teile von Methodentrainings. Alle andere Inhalte, wie etwa Grundlagen und Struktur der Jugendarbeit, Recht oder Kommunikationsmodelle wanderten in den digitalen Teil. Dann wurde getüftelt, wie sich die Inhalte digital optimal aufbereiten ließen. Selbst erstellte Filme zur Einführung, möglichst kurze Inputs mit Powerpoint, viel Gruppenarbeit zur anschließenden Bearbeitung hieß das Grundrezept, das dann auch aufging. Hierbei waren die Videokenntnisse der Praktikantin Svenja Wöllner sehr wertvoll. Die Teilnehmer*innen dankten die ansprechende Gestaltung der beiden Onlinewochenenden, die bereits stattgefunden haben, mit engagierter Mitarbeit und sehr positiven Rückmeldungen für die gute Umsetzung.

Übergang zum analogen Teil – wie gelingt das Präsenzseminar?

Beim Präsenzteil kommende Woche wird sich dann zeigen, wie der Übergang von online zu analog klappt. Die Pädagog*innen werden Symbole mitbringen, mit denen während der Online-Phasen schon gearbeitet wurde. Außerdem sollen Spiele, die die Teilnehmer*innen bereits digital kennen gelernt haben nun „in echt“ gespielt werden. Und die Präsentationen einer Aktion stehen auf dem Programm, die die Teilnehmer*innen als Hausaufgabe planen mussten. Ansonsten stehen ja sehr anspruchsvolle Themen auf dem Programm – dabei wird sich zeigen, ob die Vertrautheit, die normalerweise im Laufe des Seminars entsteht, sich auch im digitalen Raum entwickeln konnte.

Fazit

Das Team der Burg Hoheneck ist zufrieden: „Der erste Versuch hat besser funktioniert, als wir zu hoffen wagten“, so Lisa Ehm. Eine weitere Veranstaltung in diesem Format ist zunächst aber nicht geplant. „Wir sind der Überzeugung, dass viele persönliche Erfahrungen, etwa wie eine Gruppe zusammenwächst oder auch das Nachvollziehen von Rollen oder Gruppenphasen, online nicht oder nur sehr begrenzt möglich sind. Diese Erfahrungen werden aber immer nötiger, weil nur noch wenige junge Menschen gruppensozialisiert sind und das Ganze erlebt haben. Wir schließen aber eine Anpassung nicht aus – Corona, die sich schnell wandelnden Gewohnheiten, die fortschreitende Digitalisierung, immer mehr Zeitdruck für Ehrenamtliche, neue Arbeitsformen – wir werden uns dem nicht entziehen können, Aber jetzt ich freue mich erst einmal darauf, die Teilnehmer*innen live zu sehen“.

Information

Jugendbildungsstätte Burg Hoheneck
91472 Ipsheim
Tel.: 09846 / 97 17-0
E-Mail: info@burg-hoheneck.de
Webseite: www.burg-hoheneck.de