Jugendbildungsstätten als Orte der Kultur: Carnaval du Cor auf der Burg Schwaneck

Interview mit dem Festivalleiter Benjamin Comparot

Unsere 12 Jugendbildungsstätten Bayern sind besondere Lernorte und bieten Raum für Persönlichkeitsbildung, Politische Bildung oder Berufsorientierung – aber sie sind auch Orte der Kultur. Verschiedenste Musikgruppen, Chöre und Ensembles finden in unseren Häusern beste Bedingungen für ihre Probenphasen vor. Auf der Burg Schwaneck ist seit 2018 ein ganz besonderes Festival zu Gast: Beim „Carnaval du Cor“ treffen sich jedes Jahr in den Faschingsferien über 150 Hörner zum Proben und Musizieren. Wir haben mit dem Festivalleiter Benjamin Comparot über dieses außergewöhnliche musikalische Großereignis gesprochen. 

Festivalleiter Benjamin Comparot | Foto: Benjamin Ganzenmüller

Benjamin, wie bist Du auf das Bildungszentrum Burg Schwaneck aufmerksam geworden?

Durch meine Quintettkollegin Elke, mit der ich seit vielen Jahren gemeinsam im Bläserquintett Ensemble Opus 45 spiele. Sie betreut bei der Burg die Veranstaltungsreihe „Burg und Bühne“.

Warum hast Du Dich dazu entschieden, den „Carnaval du Cor“ auf der Burg durchzuführen?

Nachdem mich Elke auf die Idee gebracht hatte, ging es eigentlich sehr schnell. Die Gespräche mit Hausleiter Andreas Bedacht waren überaus angenehm. Neben einem vernünftigen Preis war für mich entscheidend, dass wir genügend Räume für das Ensemblespiel und den Einzelunterricht haben. Außerdem mag ich die vielen Freizeitangebote der Burg – von Kegelbahn bis Billardzimmer. An erster Stelle steht für mich jedoch ein freundliches Miteinander und das ist bei der Burg Schwaneck und seinem Team in hohem Maße gegeben! Ganz gleich ob Rezeption, Hausmeister, Wirtschaftsleitung oder Küchenpersonal, alle sind sehr herzlich. Man könnte sagen, wir haben uns „eingegroovt“.

Was sind für Dich die Besonderheiten im Gegensatz zu anderen Tagungsorten?

Es gar nicht so leicht ein Haus zu finden, das wir einerseits alleine belegen können und das andererseits so gelegen ist, dass wir keine Probleme mit den Nachbarn bekommen. Horn ist ja ein relativ lautes Instrument und wir spielen teilweise bis weit in die Nacht hinein in den unterschiedlichsten Besetzungen. Gerade diese Spielfreude, die jedem Teilnehmer wichtiger ist als die individuelle Nachtruhe, ist mir als Festivalleiter so wichtig. Da wir eine Vollbelegung auf der Burg machen, müssen wir keinen Ärger mit anderen Mietern fürchten und die Anwohner sind weit genug entfernt. Es sind wirklich ideale Bedingungen für uns!

Was macht die Burg für Dich besonders?

Ich mag das Verwinkelte an der Burg besonders gern. Es ist ein bisschen wie in Hogwarts. Wenn Du ihn dringend brauchst, geht ein „Raum der Wünsche“ auf, der hier nur etwas sachlicher „Referentenzimmer“ oder „Nachtschwärmerraum“ heißt. Bei gutem Wetter halten wir Tutti-Proben auf dem weitläufigen Außengelände der Burg ab. Das ist schon stark: 163 Hörner bei Sonnenschein vor der Schwanthaler-Burg!

Geballte Horn-Power im Innenhof der Burg | Foto: Oliver Oppitz

Wie ist das Feedback der Teilnehmer*innen?

Durch die Bank positiv! Neben dem schönen Ambiente und der einzigartigen Atmosphäre wird auch das Essen immer wieder sehr gelobt. Es dauert schon eine Weile, bis man seinen Gruppenraum gefunden hat oder das Zimmer, in dem in zwei Minuten der Einzelunterricht beginnt. Für mitunter panisch umhertigernde Teilnehmer*innen haben ich und viele andere Personen inzwischen einen ganz guten Blick und führen den oder die Suchende schnell zum gewünschten Raum.

Du hast einmal in einem Interview erwähnt, die Burg würde bald an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen –was hat es damit auf sich?

Das Festival boomt! Wir waren 2018, 2019 und 2020 auf der Burg und hatten jedes Jahr mehr Anmeldungen. Bei der diesjährigen Ausgabe waren 163 Musiker*innen aus 16 Ländern angemeldet. Die Teilnehmer*innen kommen bis aus Australien, dem Irak oder Chile zu uns auf das Festival. Ganz ohne Zweifel könnte ich das Festival kurzfristig in eine Region um 200 bis 220 Teilnehmer*innen führen. Das wäre auf der Burg dann allerdings nicht mehr machbar. Wir haben schon jetzt – bei „nur“ 163 Teilnehmer*innen – Zustellbetten und Matratzen in einigen Zimmern. Ich habe mich aber bereits entschlossen, das Festival 2021 erneut auf der Burg zu machen und für den 12. bis 16. Februar 2021 bereits verbindlich reserviert. Wir konsolidieren also nächstes Jahr, könnte man sagen.

Ist für den nächsten Aufenthalt auf der Burg eine spezielle Aktion geplant?

Sogar gleich mehrere! Zum Festivalauftakt am Freitag, den 12. Februar 2021 möchte ich die Band »Los Pitutos« für ein Exklusivkonzert vor den Festivalteilnehmern auf die Burg einladen. Der chilenische Ausnahmehornist Matias Piñeira, Solohornist der Münchner Philharmoniker und ganz nebenbei einer der besten Hornisten, die ich kenne, spielt und singt in dieser wahnsinnig coolen Band, die sich soundtechnisch an den 1970er Jahren orientiert: sehr funky, extrem tanzbar und daher wie gemacht für einen unvergesslichen Abend im Großen Rittersaal der Burg! Am Samstag soll es erstmals ein reines Dozentenkonzert geben, eine Anregung der Teilnehmer. Dafür suche ich zurzeit noch nach einem geeigneten Raum in der Nähe, das Bürgerhaus ist leider belegt. Am Sonntag fahren wir dann nach Augsburg und spielen dort ein Konzert in St. Pankratius, der Kirche, in der Markus Meyr-Lischka, mein Kollege in der Festivalleitung, und ich getauft wurden. Ein doppeltes Heimspiel also. Am Rosenmontag wird es dann erneut eine große Instrumentenausstellung auf der Burg geben und am Abend, beim Abschlusskonzert in der Ulmer Pauluskirche, wird sich uns Bariton Michael Nagy als Ehrengast anschließen. Michael und ich kennen uns schon seit einiger Zeit und ich halte ihn für einen der aufregendsten Sänger überhaupt. Er arbeitet sonst ausschließlich mit den besten Dirigenten und Orchestern, und am Rosenmontag eben mit uns. Also: Es wird wieder aufregend und mit Stand Ende März sind wir bereits annähernd ausgebucht. Nur noch etwa 20 Plätze sind frei. Anmeldung, Infos und viele Videos und Fotos auf unserer Website www.kiecks.de.

Information

Andreas Bedacht | Leitung Burg Schwaneck

Jugendbildungsstätte Burg Schwaneck
Burgweg 10
82049 Pullach
E-Mail: a.bedacht@kjr-ml.de
www.burgschwaneck.de