Seit 2007 gehen immer am letzten Samstag im März die Lichter aus – an Denkmälern, offiziellen Gebäuden oder auch in privaten Haushalten. Bei der „Earth Hour“ setzen Menschen auf der ganzen Welt so eine Stunde lang ein Zeichen für den Klimaschutz, denn unsere Abhängigkeit von fossilen Energien befeuert nicht nur ungebremst die Klimakrise sondern finanziert gleichzeitig Diktaturen und Völkerrechtsverstöße. Dass Klimaschutz und Politik zusammenhängen merken wir gerade alle. Dieses gestiegene Bewusstsein spiegelt sich möglicherweise auch in der diesjährigen Rekordbeteiligung an der weltgrößten Klima- und Umweltschutzaktion „Earth Hour“ wider: Allein in Deutschland nahmen 663 Städte und Gemeinden offiziell teil. Und wenn die Lichter wieder angehen? Geht es dann weiter wie bisher oder können wir Umweltschutz auch in unseren Alltag integrieren und jeden Tag dazu beitragen, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen? Und wie sollen wir das bewerkstelligen? Diese Gedanken beschäftigen auch uns Jugendbildungsstätten.
Die Jugendbildungsstätten Bayern nehmen als außerschulische Bildungshäuser die Sorgen und Ängste der Jugend in Bezug auf den Klimawandel ernst und sehen Kilmaschutz als die gesellschaftliche Herausforderung unserer Zeit an. Gleichzeitig ist „Bildung für Nachhaltige Entwicklung“ einer der Bildungsaufträge und als Lern- und Begegnungsorte mit ganzheitlichem Bildungsansatz möchten die JuBis Menschen dazu anregen, einen eigenen Beitrag für eine nachhaltige und klimabewusste Gesellschaft zu leisten. Diese Haltung kann nur authentisch sein, wenn die Jugendbildungsstätten mit gutem Beispiel vorangehen. Denn auch der eigene Übernachtungs- und Bildungsbetrieb verursacht CO2-Emissionen, etwa durch Heizung und Beleuchtung der Räume, Wasserverbrauch, Mobilität und Verpflegung. Mit verschieden Maßnahmen können diese Emissionen reduziert oder verhindert werden, etwa durch die Nutzung oder Erzeugung von Ökostrom. Was den CO2-Ausstoß außerdem entscheidend senken kann, ist die Umstellung des Ernährungsverhaltens, wie auch der aktuelle Bericht des Weltklimarates zeigt, der Ende Februar dieses Jahres erschienen ist: Ein geringerer Fleischverzehr pro Kopf kann maßgeblich dabei helfen, die negativen Auswirkungen auf das Klima zu senken.
Alternative Esskultur als Beitrag zum Klimaschutz
Daher verköstigen sowohl die JuBi Babenhausen als auch die JuBi Hindelang ihre Gäste seit Jahresbeginn komplett vegetarisch. In Babenhausen wurde die Umstellung des Speiseplans in Einklang mit dem Vorstand und den Delegierten der Vollversammlung des Bezirksjugendrings Schwaben beschlossen, mehr Infos gibt es auch auf der Seite der JuBi „Geschmack ist Bildungsaufgabe“. In Hindelang war die vom Bundesjugendausschuss verabschiedete JDAV Nachhaltigkeitsstrategie die Grundlage für einen entsprechenden Beschluss des JuBi-Beirats. Seit Anfang 2022 stehen in beiden Bildungsstätten nun konsequent vegetarische Gerichte (meist saisonal und regional) auf dem Speiseplan, als Beitrag zum Klimaschutz und somit letztlich für eine lebenswerte Zukunft für uns alle. Dies reduziert den CO2-Ausstoß im Vergleich zum Fleischverzehr maßgeblich, ist gesund und schmeckt. Natürlich möchte nicht jeder vegetarisch leben und das möchten die JuBis auch gar nicht vorschreiben. Die klimafreundlichen Bildungs- und Begegnungshäuser möchten vielmehr dazu anregen, dass sich die Gäste während ihres Aufenthaltes auf eine vielleicht ungewohnte, aber durchaus schmackhafte und alternative Esskultur einlassen.
Bewusstsein schafft Veränderung
Und damit sind wir wieder bei der „Earth Hour“: Eine Stunde das Licht abdrehen pro Jahr reicht natürlich nicht, um sich der Klimakrise entgegenzustellen und unseren Lebensraum zu erhalten. Aber diese Stunde Dunkelheit kann ein Bewusstsein schaffen und zum Nachdenken über unseren Energieverbrauch anregen. Genauso ist es mit einer rein vegetarischen Ernährung während eines Bildungsaufenthalts: Fühlt sich vegetarische Kost wirklich wie Verzicht an, oder geht das eigentlich ganz problemlos? Ist fleischreiche Ernährung meist einfach Gewohnheit? Macht es mich vielleicht sogar glücklicher, mich gesünder zu ernähren und dabei gleichzeitig aktiv zum Umweltschutz und damit zum Gemeinwohl beizutragen?
Gemeinsam mehr erreichen
Und letztlich stellt sich für uns JuBis die Frage: Wer, wenn nicht wir als Bildungshäuser sollte ernsthaft beginnen, etwas im Hinblick auf eine nachhaltigere Lebensweise zu verändern? Die Jugendbildungsstätte Hindelang ist Gründungsmitglied des Bündnisses klimaneutrales Allgäu 2030 und bereits seit 2020 als klimaneutral zertifiziert. Auch die JuBi Babenhausen hat sich dem Bündnis angeschlossen. Insgesamt haben sich rund 100 Bündnispartner aus den verschiedensten Bereichen gemeinsam zum Ziel gesetzt, die Region zum Vorreiter beim Thema Klimaschutz zu machen und verpflichten sich freiwillig, bis spätestens zum Jahr 2030 klimaneutral zu werden. Nach dem Prinzip Analysieren – Reduzieren – Kompensieren wird zunächst der aktuelle CO2-Verbrauch ermittelt und dann durch individuelle Maßnahmen zu verringert. Unvermeidbare Restemissionen werden durch die Förderung hochwertiger Projekte zur CO2-Einsparung in der Region, aber auch im Ausland kompensiert. Die internationalen Projekte in Entwicklungs- und Schwellenländern sind zertifiziert und erfüllen höchste Standards.
Ernährung als Dreh- und Angelpunkt
In der JuBi Hindelang hat die CO2-Bilanzierung verdeutlicht, dass etwa die Hälfte der Emissionen auf die Verpflegung zurückzuführen sind und von den einzelnen Lebensmitteln die Emissionen, die von tierischen Produkten stammen, gut 60 Prozent ausmachen. Bis Ende des Jahres soll die Verpflegung rundherum nachhaltig organisiert sein. Dazu gehören für die JuBi Hindelang neben der vegetarischen Verpflegung und möglichst regionalen und saisonalen Produkten auch der verpackungsarme Einkauf, der Bezug von Bioprodukten sowie Maßnahmen zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen. Die Ernährung ist also ein wichtiger Dreh- und Angelpunkt beim Klimaschutz, bedeutender als vielleicht zunächst gedacht und gar nicht so kompliziert umzusetzen im Alltag. Natürlich ist diese Umstellung ein Prozess, bei dem man abwägen und genau hinschauen muss, welche Produkte denn nun wirklich eine bessere Klimabilanz haben. Da gibt es manchmal auch Widersprüche und Unsicherheiten. Eins ist aber sicher: Gar nichts an unseren Lebensgewohnheiten zu verändern, spart kein CO2 ein! Und das können wir uns nicht leisten, wenn wir die 1,5 Grad noch erreichen wollen. Die Zeit läuft.
Informationen
Schwäbische Jugendbildungs- und Begegnungsstätte Babenhausen
Am Espach 7 | 87727 Babenhausen
Telefon: 08333 9206-0
E-Mail: jubi@jubi-babenhausen.de
www.jubi-babenhausen.de | www.umweltstation-babenhausen.de
Jugendbildungsstätte der JDAV
Jochstraße 50
87541 Bad Hindelang
Telefon: 08324 9301-0
E-Mail: info@jubi-hindelang.de
www.jubi-hindelang.de