Gesichter der JuBis: Roswitha Lüer

Die neue Referentin für Internationale Austauschprogramme in Babenhausen stellt sich vor

Die zertifizierte schwäbische Jugendbildungs- und Begegnungsstätte Babenhausen wurde im Jahr 1986 gegründet und ist seitdem fester Bestandteil der außerschulischen Jugendbildung engagiert im Regierungsbezirk Schwaben. Dort, wo sonst quirlige Schüler*innen durch die Gänge zu Angeboten der Erlebnispädagogik, kulturellen Bildung oder BNE sausen und in den Seminarräumen gestaunt, gelernt und erfahren wird, herrschte Anfang April gähnende Leere. Genau in diese Leere fiel der Arbeitsbeginn von Roswitha Lüer, die seit dem 1.4. nun für Internationale Austauschprogramme zuständig ist.

Roswitha, Deinen Arbeitsbeginn hast Du Dir sicher etwas anders vorgestellt. Wie waren die ersten Wochen für Dich in der „leeren“ JuBi?

Roswitha: Mehr als ungewöhnlich…es ist einfach seltsam, wenn man voller Tatendrang starten möchte, Maßnahmen aber auf Eis gelegt oder verschoben werden. Eine Einarbeitung in die Arbeit der JuBi im Homeoffice weit ab vom eigentlichen Geschehen war schon eine Herausforderung für mich. Und dann diese leeren Gänge, keine Gäste im Haus, kein Stimmengewirr im Speisesaal, das war schon gewöhnungsbedürftig.

Was hat Dir während dieser Zeit Halt gegeben und wie hast Du Dich motiviert?

Roswitha: Innerhalb des pädagogischen Teams haben wir uns – natürlich unter Einhaltung der Abstandsregeln – für unsere Teamsitzungen getroffen. Dieser Austausch war für mich sehr wichtig. Bei diesen Sitzungen haben wir auch gemeinsam überlegt, wie es weitergehen kann und welche Konzepte wir entwickeln können. Dabei ist auch die Idee entstanden, einen „Solidaritäts-Bienenstein“ mit JuBi Logo gemeinsam mit allen Kolleg*innen herzustellen. Das heißt, wir haben viele Nisthilfen für Wildbienen aus gebranntem Ton geschaffen, die man bei uns gegen Spende abholen kann. Das ist einerseits eine Aktion im Rahmen der Umweltbildung, vor allem aber wollen wir damit signalisieren, dass es die JuBi auch weiterhin noch gibt.

Du kennst die JuBi Babenhausen ja schon länger, denn Du warst vor knapp 15 Jahren als Bildungsreferentin dort.

Roswitha: Ja genau, in der JuBi war ich von 2004 bis 2007 bereits Bildungsreferentin tätig und vor über 20 Jahren habe ich dort mein Semsterpraktikum im Rahmen des Studiums gemacht. Ich war für die Umweltbildung zuständig, habe Programme für Schulklassen entwickelt, sowie die Anerkennung als Umweltstation vorbereitet. Zu dieser Zeit gab es noch den Arbeitsschwerpunkt „Mädchen- und Frauenarbeit“ in der JuBi, der ebenfalls in meinen Zuständigkeitsbereich fiel. Nach langer Zeit der Selbstständigkeit im Bereich Natur- und Umweltbildung, einer Lehrtätigkeit an einer Berufsfachschule sowie einer Pädagogikstelle in einer Umweltstation bin ich nun wieder an meinen „alten“ Arbeitsplatz zurückgekehrt. Studiert habe ich Sozialpädagogik mit dem Schwerpunkt Jugend- und Erwachsenenbildung an der Fachhochschule Esslingen am Neckar.

Und heute?

Roswitha: Heute bin ich wie gesagt Referentin für Internationale Austauschprogramme, das heißt, ich werde Austauschprojekte koordinieren. Das umfasst unter anderem die Akquise von Partner-Organisationen, die Beantragung von Fördermitteln oder auch die Abrechnung. Außerdem unterstütze ich unsere Jugendverbände in ihren Austauschprojekten. Michael Sell, Leiter der Jugendbildungsstätte hat in diesem Bereich schon sehr viel aufgebaut, was es nun gilt weiter zu gestalten und neue Aspekte mit hinein zu bringen.

Was ist Dir von der Arbeit in der JuBi Babenhausen so positiv im Gedächtnis geblieben, dass Du Dich letztendlich entschieden hast, zurückzukehren?

Roswitha: Ich bin dem Haus schon echt lange verbunden und schätze die JuBi Babenhausen mit den tollen Räumlichkeiten und dem schönen Garten als wunderbaren Platz für die Bildungsarbeit. Die Atmosphäre des Hauses gefällt mir einfach gut und das machen vor allem meine lieben Kolleg*innen aus! Wir haben ein breites Spektrum an Bildungsangeboten und dieser ganze Bereich mit seiner Vielfalt – Neues ausprobieren zu dürfen und Bewährtes weiter zu pflegen – stellt für mich einen gelungenen Arbeitsplatz mit dem Bezirksjugendring als Träger dar.

Was hast Du für Ziele, was liegt Dir hinsichtlich Deiner neuen Aufgabe besonders am Herzen?

Ein Kernthema meiner bisherigen Arbeit ist die Bildung für nachhaltige Entwicklung. Im Bereich der Internationalen Austauschprogramme sehe ich dahingehend ebenfalls viele Begegnungs- und Austauschmöglichkeiten, wie wir uns international zu einer zukunftsfähigen Gesellschaft vernetzen und voneinander lernen können.

Mit meiner Arbeit möchte ich gerne Programme der Begegnung und Zusammenarbeit von Kindern/Jugendlichen und Fachkräften der Jugendhilfe in der JuBi weiter betreuen und Bestehendes ausbauen. Mir ist es sehr wichtig, dass Kinder und Jugendliche sowie pädagogische Fachkräfte Zugänge für das Kennenlernen anderer Länder und Kulturen erhalten. Immer mit dem Ziel, eine Verbesserung des gegenseitigen Verständnisses, sowie den Abbau von Vorurteilen voranzutreiben und eine kritische Reflexion des eigenen Standpunktes zu ermöglichen.

Denkst Du, dass die aktuelle Situation da etwas verändert und hast Du eine Idee, wie man darauf in der pädagogischen Arbeit reagieren kann?

Mich hat beeindruckt, welche Ideen aus der jungen Generation kamen, wenn es um Zukunftsfragen ging; auch während der Coronazeit – dass der Protest gegen die Klimakrise nicht einfach erlischt, sondern kreativ weiter vorangetrieben wurde. Es tun sich Chancen für eine Transformation auf, denn wie wichtig ein Zusammenstehen international ist, hat die aktuelle Situation mehr als deutlich gezeigt. Dahingehend habe ich Hoffnung, dass diese positiven Beispiele auch für die pädagogische Arbeit ein Fingerzeig sein können.

Sehr zu denken gegeben hat mir allerdings, wie außerschulische Bildungsarbeit überhaupt gelingen kann, da unser Schwerpunkt nun mal in der direkten Begegnung liegt! Es liegen große Chancen in den digitalen Angeboten, die ich aber mehr für die Fachkräfte sehe. Für Kinder und Jugendliche wünsche ich mir Lösungen, bei denen sie nicht nur als Schüler*innen gesehen werden, sondern dass wir weiterhin darüber hinaus gehende Angebote entwickeln, die den speziellen Bedürfnissen ihrer Lebensphase entsprechen. Digitalisierung hat viele Vorteile, aber der direkte Austausch und die Begegnungen – vor allem bei internationalen Projekten – sehe ich zwingend notwendig. Eine Lösung, wie wir das in naher Zukunft konkret umsetzen können, habe ich da allerdings auch noch nicht.

Und zu guter Letzt: was ist Dein nächstes „analoges“ Seminar an der JuBi?

Eine „analoge Begegnung“ hat sogar schon stattgefunden! Ich habe meinen Kollegen in der Umweltstation bei der Pfingstfreizeit „Mit Wolfsgeheul auf leisen Pfoten“ unterstützt, bei der wir drei Tage Kindern tagsüber eine kleine Auszeit vom Corona-Alltag ermöglichten. Zudem habe ich zwei Tagesveranstaltungen für Kinder als Ferienprogramm angeboten. Das war nun nicht international ausgerichtet, es war aber für uns ein wichtiger Neustart in die Bildungsarbeit und ein „Hineinfinden“ in die Arbeit unter Auflagen. Ob der geplante Austausch in Israel im August stattfinden kann, ist derzeit mehr als fraglich. Aber ein tri-nationales Projekt ab Herbst sieht ganz vielversprechend aus…

Liebe Roswitha, herzlichen Dank für die Einblicke in Deine Arbeit und weiterhin einen guten Start!

Informationen

Schwäbische Jugendbildungs- und Begegnungsstätte Babenhausen
Am Espach 7 | 87727 Babenhausen

Telefon: +49 8333 9206-0
Telefax: +49 8333 9206-50
Internet: www.jubi-babenhausen.de