Die bewegte Geschichte des Geländes der Jugendsiedlung Hochland in der Rothmühle in Königsdorf beginnt mit der ursprünglich landwirtschaftlich genutzten Fläche über die Nutzung als Zeltlagerplatz der Hitler-Jugend und in der Nachkriegszeit als Haschamarlager für Displaced Persons (landwirtschaftliche und militärische Ausbildungslager) bis hin zur Vereinsgründung des heutigen Trägers mit Eröffnung eines Lehrlingswohnheims und eines Jugendzeltplatzes bis zur heutigen Jugendbildungsstätte, die für unterschiedliche Zielgruppen politische, kulturelle und ökologische Bildungsangebote bereithält. Das Gelände bietet viele Möglichkeiten, sich intensiv mit verschiedenen Aspekten dieser Zeitgeschichte und den der jeweiligen Nutzung zugrunde liegenden Werte auseinander zu setzen. Daher war die Jugendsiedlung Hochland mit der Jugendbildungsstätte ein idealer Veranstaltungsort für das 12. Fachgespräch Politische Bildung, das am 9. und 10. Januar 2020 vom Institut für Jugendarbeit in Gauting für Mitarbeiter*innen der historisch-politischen Jugendarbeit veranstaltet wurde.
Neben der Jugendsiedlung Hochland wurde außerdem das BADEHAUS in Wolfratshausen-Waldram (früher Föhrenwald) als Exkursions- und Veranstaltungsort gewählt. Auch dort ist Geschichte wie in Zeitraffer erlebbar: Ab 1940 errichteten die Nationalsozialisten im Wolfratshauser Forst eine Mustersiedlung für Rüstungsarbeiter. Gegen Kriegsende führte hier der KZ-Todesmarsch vorbei. Dann wurde Föhrenwald zu einem Lager für jüdische Displaced Persons, die den Holocaust überlebt hatten. Ab 1956 wurden meist katholische, kinderreiche Heimatvertriebene angesiedelt und der Ort in Waldram umbenannt. Bis heute finden sich hier Spuren dieser einzigartigen Migrationsgeschichte. Sie wird anschaulich und multimedial in dem neu errichteten und Ende 2018 eröffneten Erinnerungsort BADEHAUS erzählt. Eine Bürgerinitiative hat das Gebäude vor dem Abriss gerettet und dort einen Ort der Erinnerung, der Begegnung und des Lernens aufgebaut.
Zwei besondere Orte, an denen sich die rund 25 Teilnehmer*innen bei einer Exkursion, Vorträgen, in Arbeitsgruppen und im Plenum intensiv mit den Herausforderungen der Demokratiebildung auseinandersetzten.
Am Abend wurde Dr. Bernhard Schossig, der die Fachgespräche in seiner aktiven Zeit im Institut für Jugendarbeit in Gauting ins Leben gerufen hat, für sein langjähriges und wertvolles Engagement in der Erinnerungsarbeit an Gedenkstätten im Rahmen eines Zeitzeugengesprächs durch Manfred Huber geehrt. Das Gespräch führten Dr. Sybille Krafft (Historikerin und 1. Vorsitzende des Vereins „Freunde des Badehauses Wolfratshausen-Waldram“) und Prof. Dr. Michele Baricelli (LMU – Lehrstuhlinhaber Didaktik der Geschichte und Public History).
Information
Roland Herzog | Leitung und Betriebsleitung der Jugendsiedlung Hochland
Jugendsiedlung Hochland
Rothmühle 1
D-82549 Königsdorf
E-Mail: roland.herzog@jugendsiedlung-hochland.de
www.jugendsiedlung-hochland.de