Alles anders – Inlandsfreiwilligendienst während der Kontaktbeschränkungen

Das Aktionszentrum Benediktbeuern ist nicht nur Entsendestelle für den Auslandsfreiwilligendienst „weltwärts“, sondern bietet jungen Menschen im Alter von 15 bis 27 Jahren auch die Möglichkeit, in Benediktbeuern einen 12monatigen Freiwilligendienst zu absolvieren. Von Anfang September bis Ende August kommen so jedes Jahr 11 Jugendliche nach Benediktbeuern, um sich in dem ehemaligen Benediktinerkloster sozial zu engagieren und dabei erste Berufserfahrungen zu machen. Natürlich werden die Freiwilligen dabei von Betreuern begleitet, außerdem gibt es ein Einführungsseminar, ein oder mehrere Zwischenseminar(e) und ein Abschlussseminar. Der Freiwilligendienst bietet also nicht nur die Möglichkeit, nach dem Ende der Schulzeit etwas Sinnvolles zu tun, sondern ist gibt mit seinen Bildungsseminaren auch Zeit zur Reflexion. Mit dem Ausbruch des neuartigen Coronavirus Sars-Cov-2 im Frühjahr änderte sich auch für die Freiwilligen ihr kompletter Alltag. Wir haben Björn Koalick, der schwerpunktmäßig im AZ die Inlandsfreiwilligen betreut, zu dieser besonderen Zeit befragt.

Wie verbringen die Freiwilligen normalerweise ihre Zeit im Kloster, wie sind sie in die Arbeit dort eingebunden?

Björn: Normalerweise haben wir um diese Zeit rund 280 Jugendliche in Aktionszentrum und Jugendherberge, also Schulklassen die bei uns sind. Hier sind die Volunteers gut eingebunden im Sinne von Hausführungen, als Ansprechpartner*in für Klassenlehrkräfte und Schüler*innen, in der Vorstellung der Programmangebote, mit Freizeitgestaltung wie geführten Kanutouren über den Kochelsee, der Disco, einem Kletterangebot oder auch dem Ausschank von nichtalkoholischen Getränken in der hauseigenen Bar und dem Gute Nacht – Tagesimpuls für alle Gäste im Haus. Das sind die Tätigkeiten, in denen sie jetzt gefordert gewesen wären; doch gerade sind es andere Zeiten und andere Schwerpunkte.

Dieses Jahr hat der Lockdown alles mächtig auf den Kopf gestellt…

Björn: Ja, auch für das gesamte Kloster, die Jugendherberge und das AZ hat der Lockdown natürlich einen Einschnitt bedeutet: Es durften keine Gruppen mehr kommen und das war etwas Außergewöhnliches. So etwas erleben wir sonst nur während der Schließzeiten, aber da ist es ja geplant und kommt nicht überraschend. Wir haben den Freiwilligen dann die Entscheidung überlassen, während der Schließung hier im Kloster zu bleiben oder nach Hause zu ihren Familien zu fahren.

Wie haben sie sich entschieden?

Björn: Es war schön zu erleben, dass sich alle 11 Freiwilligen geschlossen dazu entschieden haben, hier zu bleiben. Das spricht auch für unsere Begleitung und die Arbeit mit ihnen vor Ort.

Was haben sie dann die ganze Zeit über hier gemacht?

Björn: Sie haben zum Beispiel bei anfallenden Arbeiten hier in der Jugendbildungsstätte geholfen, aber auch eigenständig in der Gruppe Dinge entwickelt: Sie haben sich ein eigenes EXIT-Game überlegt und ein Handout für die „Blaue Grotte“ in der Jugendherberge erstellt. Für das Projekt „Urlaub bei Don Bosco“ haben sie am Konzept mitgearbeitet und einen tollen Trailer gemacht, das Ergebnis kann man sich bei Youtube anschauen. Outdooraktivitäten waren leider nicht möglich, aber wir haben sie intensiv von Anfang an begleitet und waren auch für sie da, um ihre Sorgen und Nöte aufzufangen.

Wie haben die Freiwilligen diese Zeit gemeistert?

Björn: Zunächst muss ich sagen, dass mich die große Konsequenz beeindruckt hat, mit der sich die Gruppe an die Kontaktbeschränkungen gehalten hat. Mitte Mai, als bereits die ersten Lockerungen in Kraft traten haben wir aus Rücksicht auf die Salesianer hier im Kloster entschieden, die Beschränkungen weiterhin aufrecht zu erhalten. Das haben alle mitgetragen und unterstützt. Überhaupt haben die jungen Menschen in der ganzen Zeit eine große Disziplin und Hilfsbereitschaft an den Tag gelegt und es war ein großer Zusammenhalt spürbar.

Wie ist es mittlerweile?

Die ersten sind jetzt übers Pfingstwochenende nach Hause gefahren und bis zum Ende der Pfingstferien fahren alle endlich einmal zu ihren Familien. Wir haben während der ganzen Zeit immer darauf geachtet, die Eltern mit einzubinden. So waren wir stets mit ihnen in Kontakt und haben mit ihnen unsere Maßnahmen besprochen und sie so mit ins Boot geholt. Ich denke, dass die Zeit so reibungslos ablief, hat auch damit zu tun.

Wie geht es nach den Pfingstferien für die Freiwilligen weiter?

Björn: Sie werden hier weiterarbeiten und vermehrt in das Projekt „Urlaub bei Don Bosco“ eingebunden und je nach Lage weitere Aufgaben übernehmen. Natürlich gibt es nun wieder vermehrt Kontakt mit anderen.

Was haben die Freiwilligen deiner Meinung nach aus dieser Krise mitgenommen?

Björn: Ich denke, die Situation war sehr prägend für Zusammenhalt. Die Jugendlichen haben die Zeit sehr bewusst und intensiv erlebt und sind daran gewachsen – etwas, was in diesem Jahrgang besonders ausgeprägt stattfinden konnte.

Informationen

Björn Koalick | Sozialpädagoge B.A. , Schwerpunkt Inlandfreiwilligendienste
Aktionszentrum Benediktbeuern
Don-Bosco-Str. 1
83671 Benediktbeuern
Telefon: (0 88 57) 88-381
E-Mail an Björn Koalick