Klimawandel, Nachhaltigkeit – und mittendrin: unsere Gesundheit

Klimawandel, Umweltschutz, Nachhaltigkeit, ökologischer Fußabdruck… wirklich, schon wieder? Ja, und zwar jetzt erst recht. Die Fridays-for-Future Bewegung, bei der junge Leute auf den Straßen für mehr Klimaschutz demonstrieren, ist langsam jedem ein Begriff, aber wem ist wirklich bewusst, dass auch unser aller Gesundheit unter dem Klimawandel leidet? Und dass gerade Kinder und Jugendliche ganz besonders von den gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind?

Wir freuen uns sehr, mit unserem Projekt einen Beitrag zu leisten, Kindern und Jugendlichen das Thema Klimawandel und Gesundheit näherzubringen – laden zum Mitmachen und Vernetzen ein und werden mit regelmäßigen Blogbeiträgen über Neuigkeiten aus dem Projekt berichten.

Umwelt und Gesundheit – es hängt alles zusammen

Der Mensch ist Teil seiner Umwelt und fügt sich in ein großes Ökosystem ein, in dem alle aufeinander angewiesen sind. Es geht nur miteinander. Während wir Sauerstoff zum Überleben brauchen, können Bäume und Pflanzen durch Photosynthese Kohlenstoffdioxid in Sauerstoff umwandeln. Schnell wird aber auch klar, dass Veränderungen im Ökosystem, Auswirkungen auf alle Mitglieder dieser Gemeinschaft haben. Logischerweise. Wir sind darauf angewiesen saubere Luft zum Atmen, sauberes Wasser zum Trinken und ein temperiertes Klima zu haben, um gesund leben zu können. Gleichzeitig sind wir dafür verantwortlich, wie sauber Luft und Wasser sind. Wie sehr das Wohlbefinden von uns Menschen doch von der Umwelt abhängt, zeigt sich in vielen verschiedenen Situationen. Da gibt es zum Beispiel die, die im Frühjahr aufgrund von Heuschnupfen, die ersten Sonnenstrahlen des Jahres und die blühende Natur gar nicht so richtig genießen können. Oder die, die bei den ersten Sonnenstrahlen direkt aufpassen müssen, sich keinen Sonnenbrand zu holen. Aber auch die, die, sobald sich das Wetter schlagartig ändert, Kopfschmerzen, Kreislaufprobleme und generell weniger Leistungsfähigkeit zu spüren bekommen. Und wer kennt es nicht, dass einem nach ein paar Tagen Regen und Kühle, langsam die Lebensfreunde und Motivation verloren gehen.

Wir denken meist nicht bewusst darüber nach, was Umwelteinflüsse mit uns machen, denn wir können es ja eh nicht ändern, wie viel es regnet, wie heiß es ist oder wie viele Pollen gerade in der Luft herumschwirren. Und die meisten von uns haben sich ja auch schon daran gewöhnt, beispielsweise mit hoher UV-Strahlung oder einer Allergie umzugehen. Doch nur die Akzeptanz und die Gewöhnung reichen leider nicht mehr aus, wenn man bedenkt, dass wir es mit einer globalen Klimakrise zu tun haben.

 

Diagnose Klimawandel – gesundheitliche Auswirkungen der globalen Erwärmung

Der neuste Bericht des Weltklimarates schildert, dass bis 2030 die Durchschnittstemperatur um 1,5°C höher sein wird als zu vorindustriellen Zeiten. Und wie bereits am Anfang erwähnt, können gerade solche Veränderungen in unserem Ökosystem eine lange Reihe weiterer Veränderungen mit sich bringen. Unter den direkten Auswirkungen des Klimawandels versammeln sich die sogenannten Extremwetterereignisse, wie Stürme, Dürren, Starkregen und Hitzewellen. Diese Ereignisse bringen weitere indirekte Effekte mit sich, zum Beispiel eine Verschlechterung der Wasserqualität, Luftverschmutzung, Verlust von Biodiversität und gleichzeitig Ausbreitung invasiver Arten und eben einen generellen ökologischen Wandel, der sich z. B. auch auf die Landwirtschaft und Ernte auswirkt. Wie sehr uns diese Veränderungen beeinträchtigen, hängt von vielen unterschiedlichen sozialen Faktoren ab: wie alt wir sind, wie gesund wir sind, welchen sozioökonomischen Status wir haben und wie die Infrastruktur im Land ist.

 

Im Rahmen des Klimawandels können wir z. B. bereits einen Anstieg verschiedener Gesundheitsprobleme beobachten, die in Verbindung mit steigenden Temperaturen stehen. Zum einen nehmen hitzebedingte Erkrankungen, wie Kreislaufstörungen oder Dehydrierung zu (direkter Gesundheitseffekt des Klimawandels), zum anderen aber auch die Zahl der Allergieerkrankungen, da sich die Pollensaison deutlich verlängert (indirekter Gesundheitseffekt des Klimawandels). Zudem führen spezielle lufthygienische Ereignisse zu einem Anstieg von Atemwegserkrankungen und die Zunahme von Sonnenstunden kann unser Hautkrebsrisiko beeinflussen. Kinder und Jugendliche reagieren besonders stark auf solche Umwelteinflüsse. Einerseits, weil sich ihre Körper noch in der Entwicklung befinden, andererseits, weil sie viel Zeit im Freien verbringen und damit sozusagen Umweltveränderungen konzentrierter zu spüren bekommen.

 

Dies alles ist für uns hier neu. Es gibt kein historisch gewachsenes Wissen, wie wir uns bspw. bei Hitze verhalten sollten. Wir müssen lernen, mit den Umweltveränderungen, die die Klimakrise mit sich bringt, zu leben. Und daher müssen wir auch lernen, wie wir uns richtig verhalten. Das fängt bei unserer Gesundheit an und geht in ein nachhaltiges Verhalten über. Der Mensch kann nur auf einem gesunden Planeten gesund sein. Verkürzt formuliert: Gesundheitsschutz ist Umwelt- und Klimaschutz. Die Aussage stimmt auf den Kopf gestellt genauso: Umwelt- und Klimaschutz sind Gesundheitsschutz.

 

Young change agents – warum ein Fokus auf die junge Generation so wichtig ist

Kinder und Jugendliche sind nicht nur eine Risikogruppe, wenn es um Klimawandel und Gesundheit geht. Sie sind auch die Entscheidungsträger, die Erwachsenen von morgen. Der Bayerische Jugendring, als Arbeitsgemeinschaft von Jugendverbänden und Jugendgruppen besitzt die Erfahrung und Reichweite, mit Kindern und Jugendlichen in Kontakt zu treten, ihren Interessen und Belangen Gehör zu verschaffen. Er setzt sich satzungsgemäß dafür ein, junge Menschen zu befähigen, Gestaltungskompetenz zu erwerben, um mit den Herausforderungen einer sich wandelnden Welt konstruktiv umgehen zu können. Daher arbeiten im Rahmen des Verbundprojektes KlimaBild der BJR und das Institut und die Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin des Klinikums der LMU München gemeinsam daran, die Themen Klimawandel und Gesundheit langfristig in die Jugendarbeit zu integrieren. Dabei sollen Kinder und Jugendliche zu klimaangepasstem Verhalten befähigt werden und Zusammenhänge von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft mit dem Klimawandel verstehen. Die Jugendarbeit ist stark durch ihren Bildungscharakter geprägt. Die Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Themen hilft Kindern und Jugendlichen bei ihrer individuellen Persönlichkeitsentwicklung und steigert die Eigenverantwortlichkeit und Selbstbestimmung. Mit dem Projekt KlimaBild werden den Kindern und Jugendlichen Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit nahegelegt, genauso wie Maßnahmen, die Effekte des Klimawandels reduzieren. Denn ziemlich schnell wird klar, dass Klimaschutz auch Gesundheitsschutz bedeutet. Sehr einleuchtend am Beispiel Fahrradfahren: die Bewegung reduziert eine Vielzahl an Risikofaktoren, für beispielsweise Herzkreislauferkrankungen, und bietet gleichzeitig die Möglichkeit einer klimafreundlichen Fortbewegung.

Wissenschaft, Medien und Politik zeigen eindeutig, dass Klimawandel und Nachhaltigkeit Themen unserer Zeit sind und dass wir von der jungen Generation profitieren können und sollten. Die Empfänglichkeit für die Thematik, der Aktivismus und das Streben nach einer lebenswerten Zukunft auf unserem Planeten, machen Kinder und Jugendlichen zu wichtigen Akteuren in der Klimadebatte.