Jugendbildungsstätten als Orte der Kultur

Die Hohenecker Musikwochen auf Burg Hoheneck

Außergewöhnlich still war es dieses Jahr an Ostern auf Burg Hoheneck. Wo sonst um diese Jahreszeit teilweise bis in die Nacht hinein begeistert musiziert wird und hinter jedem Fenster Musik ertönt, konnte man heuer nur dem Gezwitscher der Vögel lauschen – denn die traditionsreichen Hohenecker Musikwochen konnten nicht stattfinden. „Leider ist die Musikwoche 2020 wegen der Corona-Krise abgesagt und das geplante Programm auf 2021 verschoben.“, verrät uns die Webseite. Damit reiht sich das musikalische Großereignis, das seit über 35 Jahren mit dem jetzigen bewährten Konzept in der Woche nach Ostern fest im Veranstaltungskalender der Burg Hoheneck verankert ist, in eine endlos lange Liste von abgesagten Workshops, Seminaren, Kursen, Belegungen und eben kulturellen Veranstaltungen auf unseren Jugendbildungsstätten ein.

Bis auf dieses Jahr ein gewohntes Bild: Ein Holzbläserquintett probt im Innenhof der Burg

Und jede dieser Absagen hat ihre eigene Geschichte. Bei den Hohenecker Musikwochen müssen Beethovens 7. Sinfonie, die Tragische Ouvertüre von Brahms und auch Smetanas Moldau, die unter anderem auf dem Programm gestanden hätten, nun ein Jahr warten. Mit ihnen warten die rund 60 Musiker*innen, die sich sonst jedes Jahr auf der Burg zum Musizieren in großen und kleinen Besetzungen von der Kammermusik bis hin zum großen Orchester mit Chor treffen.

Auch Martin Schelter, der seit 1997 die Hohenecker Musikwochen ehrenamtlich organisiert, kann sich nicht erinnern, Ostern die letzten 30 (!) Jahre jemals woanders gewesen zu sein. Denn vor seiner organisatorischen Tätigkeit war er bereits als Teilnehmer der Musikwoche treu. Doch auch dieses persönliche Jubiläum fällt dieses Jahr flach. In einer emotionalen E-Mail schreibt er Anfang April an den Leiter der JuBi, Simon Haagen. „Erstmals seit 1990 verbringe ich die Woche nach Ostern nicht auf der Burg. Das ist nicht schön. Gestern habe ich noch gearbeitet und seit heute wird im Garten renoviert…. auf jeden Fall wünsche ich der Jugendbildungsstätte und allen Mitarbeitenden der Burg alles Gute und ein möglichst unbeschwertes Überstehen der Krise! Viele Grüße und bis spätestens Ostern 2021!“.

Die Hohenecker Musikwochen – gemeinsames Musizieren steht im Vordergrund

Die Hohenecker Musikwochen sind vor allem ein Ort der Begegnung. Jugendliche und Erwachsene unterschiedlichster Berufsgruppen und aller Altersstufen kommen zum Musizieren auf der Burg zusammen, viele davon sind „Wiederholungstäter“. Im Zentrum stehen dabei stets weniger eine perfekte Aufführung eines einzelnen Werks, sondern die Freude am gemeinsamen Musizieren und das Kennenlernen von Literatur. Anders als bei anderen Orchestern gibt es außerdem keine festgelegte Sitzordnung und das Wechseln der Plätze innerhalb der Stimmgruppe mit jedem neuen Werk gibt den Teilnehmer*innen die Gelegenheit, das Orchester aus unterschiedlichen Perspektiven zu erleben. Beim gemeinsamen Werkstattkonzert zum Abschluss schließlich sucht man Frack und Abendkleid vergeblich; musiziert wird „in Zivil“ und gelöster Stimmung, was beim Publikum regelmäßig Begeisterungsstürme entfacht. Die Anfänge der Hohenecker Musikwochen reichen übrigens bis ins Jahr 1927 zurück, als sie im Geiste der Sing- und Wanderbewegung entstanden, und bisher ist es nur ganz wenige Male vorgekommen, dass sie nicht stattfinden konnten: während des Zweiten Weltkriegs und als die Burg renoviert wurde – und eben jetzt.

Wir hoffen sehr, dass dieser Umstand eine von ganz wenigen Ausnahmen bleibt und Ostern 2021 das Vogelgezwitscher im Burghof wieder Konkurrenz von Flöten, Geigen, Trompeten und Co. bekommt, wenn wir die Musikerinnen und Musiker bei den Hohenecker Musikwochen wieder auf der Burg begrüßen können. Über eins freuen wir uns aber dieses Jahr schon: dass wir so treue und unserer Burg so eng verbundene Gäste haben!

Informationen

Simon Haagen | Leitung Jugendbildungsstätte Burg Hoheneck
Burg Hoheneck
91472 Ipsheim
Tel.: 09846 / 97 17-0
www.burg-hoheneck.de