Ganz so dramatisch wie in Südfrankreich, wo diesen Sommer rund 40.000 Menschen bereits mit Tankwagen oder Mineralwasser in Flaschen versorgt werden mussten, ist es in Deutschland noch nicht. Aber auch hierzulande wird das verfügbare Wasser weniger und regional ist Wasserknappheit bereits ein Thema. Weltweit ist sogar schon jeder sechste Mensch von schwerwiegenden Wasserproblemen betroffen! Die Gründe sind – neben der Klimakrise – Übernutzung, Fehlnutzung und Verunreinigung. Die Jugendsiedlung Hochland hat sich bei unserem Jahresthema dem Nachhaltigkeitsziel gewidmet, bei dem sich alles um Wasser dreht: SDG 6. Unsere Kollegin Ann-Katrin Speidel von der Umweltstation hat uns erläutert, warum der JuBi Wasser so am Herzen liegt.
Was sagt SDG 6 aus?
Das SDG 6 befasst sich mit einem lebensnotwendigen Elixier, WASSER. Ohne Wasser kein Leben! Die Weltgemeinschaft verfolgt mit SDG 6 das Ziel, allen Menschen weltweit Zugang zu sicherem, sauberem und bezahlbarem Trinkwasser und Zugang zu Sanitäranlagen für die tägliche Hygiene zu sichern. Dazu müssen wir sparsam und effizient mit dieser kostbaren und begrenzten Ressource umgehen und wir müssen Möglichkeiten zur Wiederaufbereitung von Wasser schaffen. Kurzum: Die Weltgemeinschaft braucht ein tragfähiges Wasserressourcenmanagement! Im Rahmen des SDGs sollen zudem wasserverbundene Ökosysteme, wie Flüsse, Seen und Moore geschützt und wiederhergestellt werden.
Warum findet die Jugendsiedlung Hochland dieses Ziel besonders wichtig?
Für uns in der JuBi Königsdorf ist Wasser ein ganz wichtiges Gut und Ressource. Wir liegen wunderschön in einem Landschaftsschutzgebiet am Fuße der Alpen umgeben von zahlreichen Flüssen, Bächen und Seen. Einer der letzten wilden Flüsse Europas, die Isar, verläuft direkt an unserem Gelände. Wir wollen unseren unmittelbaren Lebensraum erhalten und es ist uns ein besonderes Anliegen, dass unsere Gäste diese einzigartige wasserreiche und schützenswerte Landschaft entdecken und kennenlernen, sie aber auch schützen und bewahren.
Wie trägt die Jugendsiedlung mit ihrem Angebot zur Erreichung des Ziels bei?
In zahlreichen erlebnispädagogischen und umweltpädagogischen Angeboten, wie Fließgewässeruntersuchungen, Actionbound, ökologischen Schlauchboottouren auf der Isar, Floßbau und der Klimapädagog:innen-Ausbildung ist es unser Ziel, Bewusstsein und Verständnis für ökologische Zusammenhänge zu schaffen. Bei unseren Angeboten rund ums Wasser versuchen wir unseren Teilnehmer:innen verschiedenste Erfahrungen durch sportliche, spielerische oder sinnliche Aktivitäten zu ermöglichen. Uns geht es um ein positives Erlebnis, das sie im Rahmen unseres pädagogischen Angebots machen sollen, um wiederum ein nachhaltiges und bewusstes Verständnis für die Wichtigkeit und Schönheit unserer Natur zu erzielen. Neben dem pädagogischen Ansatz ist uns wichtig, dass unser alltägliches Seminarleben (Verpflegung, Übernachtung, Freizeitprogramm) möglichst wassersparend abläuft. Wir wollen selbst mit gutem Beispiel voran gehen und transparent zeigen, wo wir als JuBi einen nachhaltigen Umgang mit Wasser pflegen. So nutzen wir für unsere Toiletten Grauwasser, haben eine eigene Scheibentauchkläranlage für unser Seminarhaus und eine Pflanzenkläranlage für unser Zeltplatzgelände. Nebenbei erfahren unsere Gäste durch Infotafeln auf unserem Gelände wichtiges zum Thema virtuelles Wasser und wie die Kläranlagen funktionieren.
Schon gewusst?
💡Grauwasser ist häusliches Abwasser das etwa beim Duschen, Baden, Händewaschen oder Wäschewaschen entsteht. Laut Fachvereinigung Betriebs- und Regenwassernutzung fallen – sogar in einem wassersparenden Haushalt – täglich 55 Liter Grauwasser pro Person an. Grauwasserrecycling bedeutet also weniger Verbrauch von Trinkwasser. Gleichzeitig fällt auch weniger Abwasser an, das ins Klärwerk und in die Gewässer fließt. Das wiederum entlastet die Wasserversorgungsbetriebe, die aufgrund des Klimawandels immer mehr damit zu kämpfen haben, eine ausreichende Wasserversorgung zu gewährleisten. Stark verschmutztes Abwasser aus Toilette oder Küchenabwässer nennt man übrigens Schwarzwasser.
💡 Durch unseren enormen Wasserverbrauch hat sich sogar die Erdachse verschoben. Studien von koreanischen Wissenschaftlern haben ergeben, dass neben klimabedingten Ursachen die Umverteilung von Grundwasser den größten Einfluss auf die Verschiebung der Rotationsachse hat. Fast 50 Prozent der Polwanderung wird durch unseren Wasserverbrauch beeinflusst. Zwischen 1993 und 2010 wurden beispielsweise mehr als zwei Billionen Tonnen unterirdisches Grundwasser abgepumpt und an anderer Stelle auf der Welt eingesetzt. Das Wasser hat sich daraufhin in die Ozeane verlagert – und den Meeresspiegel zu dieser Zeit um 6,24 Millimeter ansteigen lassen. Durch die Umverteilung der Wassermassen habe sich der Nordpol in diesem Zeitraum um ganze 78,48 Zentimeter verschoben, so das Fazit der Forschenden nach verschiedenen Modellierungsversuchen. Sie gehen davon aus, dass es bei einer weiteren Neigung der Erdachse zu ausgeprägten Warm- oder Eiszeiten kommen kann – aller höchste Zeit, Wasser zu sparen!
Information
Jugendsiedlung Hochland e.V.
Rothmühle 1
D-82549 Königsdorf
Telefon: +49 8041 7698-0
E-Mail: info@jugendsiedlung-hochland.de